44-Jähriger stirbt nach Polizeieinsatz

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 2 Min.

Während eines Polizeieinsatzes in Gesundbrunnen hat sich am Mittwochnachmittag ein 44-Jähriger von einem Balkon gestürzt und ist an seinen Verletzungen gestorben. Die Polizei hatte ihm zuvor fälschlicher Weise einen Haftbefehl übermittelt, wie die Behörde am Donnerstagabend mitteilte. Als die Polizisten die Personalien des Mannes überprüften, teilte ihnen ein Kollege über Funk mit, dass dieser wegen einer nicht gezahlten Geldstrafe gesucht werde. Weil er die 1500 Euro nicht zahlen konnte, teilten ihm die Polizisten mit, dass sie ihn mitnehmen müssten. Dies stellte sich später als falsch heraus: »Der über Funk angefragte Kollege ist tragischer Weise in die Folgezeile geraten«, sagte Polizeisprecher Winfried Wenzel am Freitag dem »nd«.

Als die Polizisten den 44-Jährigen über den Haftbefehl informierten, gab der Mann vor, für den Haftaufenthalt packen zu wollen. Statt aber Kleidung vom Wäscheständer auf dem Balkon zu holen, kletterte er über die Brüstung und ließ sich aus dem vierten Stock fallen. »Nach den Augenzeugenberichten war es eher ein Suizid als ein Fluchtversuch«, so Wenzel. Trotz Notoperation starb er am Abend.

Die Polizisten waren vom Sohn gerufen worden, weil bewaffnete Personen versucht haben sollen, in die Wohnung in der Koloniestraße zu gelangen. Vor Ort trafen sie aber niemanden an, fanden stattdessen sechs Fahrräder in der Wohnung, von denen eins als gestohlen gemeldet war. Anwesende gaben an, mit dem 44-Jährigen Drogen konsumiert zu haben.

Gegen den Polizisten wird nicht disziplinarisch ermittelt. Eine Prüfung ergab, dass ihm kein Fehlverhalten vorgeworfen werden kann, so Wenzel. Er befinde sich in seelsorgerischer Behandlung: »Es gibt ein eigenes großes Leid.«

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