Geiz produziert (Eier)-Skandale

Grit Gernhardt findet, dass auch Verbraucher Verantwortung tragen

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

»Was kann man denn überhaupt noch essen?« Nach jedem neuen Lebensmittelskandal stellt sich an den Küchen- und Stammtischen der Republik die gleiche Frage. Natürlich klingt das alles furchtbar: Dioxin und Fipronil im Ei, Glykol im Wein, Nitrofen im Tierfutter, Darmkeime auf Sprossen, Pferdefleisch in der Lasagne, ... Obwohl die meisten aufgedeckten Skandale die Gesundheit der meisten Menschen nicht einmal stark gefährdeten, bleibt doch immer ein ungutes Gefühl bei Kauf und Verzehr.

Die Aufregung über neue Verunreinigungen oder Betrügereien ist allerdings scheinheilig: So, wie die industrielle Landwirtschaft derzeit organisiert ist, sind die Skandale unausweichlich. Das liegt an laschen gesetzlichen Vorgaben, fehlenden Kontrollinstanzen oder EU-Fördermitteln, die sich nach der Größe des Betriebes und nicht nach dessen Qualität bemessen.

Es liegt aber auch an den Verbrauchern, die nicht nur bei Lebensmitteln gern nach der »Geiz-ist-geil«-Mentalität einkaufen. 500 Gramm Schweinesteak können nicht für 1,99 Euro produziert werden, ohne Tiere zu quälen und Konsumenten auszutricksen. Massentierhaltung ist ohne Chemie unmöglich; dass diese in die Lebensmittel gelangt, ist fast unvermeidlich. Ebenso wenig kann ein T-Shirt für fünf Euro hergestellt werden, ohne Menschen- und Arbeitsrechte auszuhebeln. Wenn es kein grundsätzliches Umdenken in der Nahrungsmittelindustrie gibt, ist der nächste Skandal nur eine Frage der Zeit.

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