Partner auch in schwieriger Zeit

Wie sächsische Städte ihre Auslandsbeziehungen trotz zwischenstaatlicher Konflikte pflegen

  • Lesedauer: 3 Min.

Dresden. Gut eine Woche ist die Dresdner Band »Paisley« in der russischen Partnerstadt Sankt Petersburg gewesen. Die vier jungen Musiker wollten auf dem »Revolution Open Air«-Festival dem russischen Publikum deutsche Musik näherbringen, Kontakte knüpfen, Gespräche führen. Auch so soll der kulturelle Austausch zwischen Sankt Petersburg und Dresden gestärkt werden, heißt es bei der Stadtverwaltung. Obwohl sich das deutsch-russische Verhältnis aktuell nicht einfach gestalte, will Dresden am Kontakt festhalten. Begegnungen auf lokaler Ebene könnten helfen, weitgehend unbeeinflusst von der großen Politik zusammenzuarbeiten, heißt es. Ähnlich sehen das auch andere Städte in Sachsen, ergab eine dpa-Umfrage.

»Wir kamen total gut an«, berichtet Liam, der Dresdner Sänger der Gruppe »Paisley«. »Ich hatte das Gefühl, die Menschen waren dankbar für die Musik. Die Stimmung war teilweise besser als in Deutschland.« Ressentiments habe er nicht gespürt.

Die älteste der 13 Dresdner Partnerschaften reicht ins englische Coventry - seit 1959. Beide Städte wurden bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg sehr stark zerstört. Das verbindet. Die Partnerschaft damals sollte Zeichen der Versöhnung setzen. Noch in gleichem Jahr folgten das polnische Wroclaw und 1961 Leningrad, das jetzige Sankt Petersburg. Die jüngsten Partnerschaften verbinden seit 1992 Dresden mit Columbus im US-Staat Ohio sowie seit 2009 mit dem dem chinesischen Hangzhou. »Jede der Partnerschaften hat ihre eigene Geschichte und Bedeutung«, sagt Stadtsprecher Kai Schulz. Als wichtig gelten vor allem Schüler- und Jugendbegegnungen sowie Kooperationen von Wirtschaft und Verwaltung.

Partnerschaften zu 14 Städten sowie zwei Stadtteilpartnerschaften unterhält aktuell Leipzig. Die erste wurde 1961 mit Kiew geschlossen, der Hauptstadt der Ukraine, die jüngste 2011 mit Herzliya in Israel. »Weitere sind nicht in Planung«, heißt es. Einige Partnerschaften seien nach 1990 erneuert worden. Die Partnerschaft mit Bamako in Mali von 1966 ruhe. Diese habe nur formal bestanden.

Chemnitz ist mit zwölf Städten auf vier Kontinenten partnerschaftlich verbunden. Während Usti nad Labem (Tschechien) schon nach 90 Minuten Fahrt mit dem Auto bequem zu erreichen ist, sind Taiyuan (China) und Akron (USA) fast 8000 Kilometer entfernt. Zu den Aktionen des vergangenen Jahres gehören unter anderem ein Schulbuchversand nach Timbuktu in Mali. Eine Delegation aus dem israelischen Akron war zu Gast bei den Tagen der Jüdischen Kultur. Beim Chemnitz Marathon waren Läufer aus dem slowenischen Ljubljana, dem polnischen Lodz, dem französischen Mulhouse und Usti nad Labem am Start. Und bei einer internationalen Jugendkonferenz in Wolgograd in Russland waren auch Chemnitzer dabei.

Zwickau hat fünf Partnerstädte. Diese Zahl ist seit 2013 konstant. Allerdings zeige die niederländische Partnerstadt Zaanstad aktuell leider kein Interesse mehr an gemeinsamen Aktivitäten, heißt es. Weitere Städtepartnerschaften seien derzeit nicht geplant. Seit 2013 ist Volodymyr-Volynsky in der Westukraine Zwickaus Partnerstadt. Die Ereignisse dort werden mitverfolgt. 21 junge Männer seien im Krieg in der Ostukraine gefallen, heißt es, und die Stadt habe viele Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine aufgenommen.

Freiberg im Erzgebirge wiederum strebt aktuell eine Partnerschaft mit dem Cholmogorsky Bezirk der russischen Region Archangelsk an, der Heimat von Michail Lomonossow (1711 bis 1765). Zu ihm haben die Freiberger ein ganz besonderes Verhältnis, denn der Gelehrte hatte einst auch an der Freiberger Bergakademie seine Studien betrieben. Eine erste Vereinbarung zu der angestrebten Partnerschaft ist unlängst unterzeichnet worden. Aktuell hat Freiberg acht Partnerschaften. dpa/nd

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