Planung auf tückischem Grund

A19-Brücke bei Malchow ab 2018 wieder vierspurig?

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Der erholungsbedürftige Berliner, der per Auto die Ostsee ansteuert, kann vor der Erfrischung im Küstenwasser noch einmal tüchtig ins Schwitzen kommen: vor Ärger, wenn er nach etwa 150 Kilometern Fahrt an der Petersdorfer Brücke im Stau steckt. Das knapp 300 Meter lange, 1978 errichtete Bauwerk, das die Autobahn 19 nahe der Kleinstadt Malchow über den Petersdorfer See führt, ist marode. Es wird deshalb seit Oktober 2015 erneuert und kann daher in beiden Richtungen nur einspurig befahren werden. Kilometerlange Staus, vor allem jetzt zur Ferienzeit und an nahezu jedem Wochenende sind die Folge.

Bis 2018, so war anfangs geplant, sollte das Projekt vollendet sein. Dazu gehört nicht allein die Brücke, sondern auch in ihrer unmittelbaren Nähe der Ausbau der Autobahn, der Bundesstraße 192 und eines Radweges. Insgesamt 1,2 Kilometer umfasst das Vorhaben, für das Kosten von 43 Millionen Euro veranschlagt sind. Doch der Zeitplan war nicht einzuhalten. Ende 2016 hieß es, alle Arbeiten werden wohl erst 2019 abgeschlossen sein. Doch jetzt, vor wenigen Tagen, kam die Meldung: Es wird 2020.

Die Brücke selbst soll aber bereits im Sommer 2018 soweit hergestellt sein, dass sie wieder in jeder Richtung zweispurig befahrbar ist. Davon geht jedenfalls die »Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -baugesellschaft« (Deges) aus, in deren Händen das Projektmanagement liegt. Bis dahin wird Autofahrern noch viel Geduld abverlangt. Durch das Nadelöhr, als das sich die eingeengte Brücke erweist, quälen sich täglich etwa 16 000 Fahrzeuge, davon mehr als 2000 Lkw.

Derzeit sind es wesentlich mehr. Denn laut Deges passieren in den Sommermonaten und an Wochenenden pro Tag etwa 37 500 Autos den Überweg. Nur mit 40 Kilometern pro Stunde dürfen sie auf ihm fahren - und damit dieses Limit eingehalten wird, lauern auf beiden Seiten der Brücke »Blitzer« auf Temposünder.

Wer aus Richtung Berlin kommend die Ostsee erreichen möchte, kann - etwa auf dem Weg nach Warnemünde - die Brücke meiden und das Ziel über Schwerin ansteuern. Aber dieser Umweg verlängert die Fahrt um 60 Kilometer und etwa eine halbe Stunde. Dringend abzuraten sei, so sagen Kenner der örtlichen Gegebenheiten, von einem Umweg über Malchow. Dort lässt sich der See zwar dank einer Drehbrücke überqueren, aber die ist nicht selten so lange für den Schiffsverkehr geöffnet, dass sich auch vor ihr die Autos weit stauen. Das Warten dort, wissen Anlieger, ist schlimmer als vor der Petersdorfer Brücke.

Sie besteht, genau betrachtet, aus zwei Teilbrücken. Zurzeit läuft der Verkehr auf der östlichen Hälfte des Bauwerks, die westliche wird inzwischen neu gebaut und soll in einem Jahr vierspurig befahrbar sein. Dann wird der östliche Teil abgerissen und neu errichtet. Die Probleme, die den Zeitplan des derzeit laufenden Neubaus umgeworfen haben, liegen im Baugrund. Er hatte sich trotz aller Voruntersuchungen unerwartet als derart schlecht erwiesen, dass weitere Prüfungen im Bereich der Statik erforderlich waren.

Schwierigkeiten gab es dann auch bei den bis zu 60 Meter tiefen Bohrungen für die Fundamente, die in den Seegrund eingebracht werden müssen, um die Brücke sicher zu tragen. Sie solle sich schließlich nicht wieder biegen oder absacken wie ihre Vorgängerin, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD), der sich dieser Tage vor Ort über den Fortgang der Arbeiten informierte.

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