Das Wasser wird zum Hauptthema

Irans Landwirtschaft braucht Modernisierung

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Die Islamische Republik Iran hat nach eigenen Angaben eine Trägerrakete für Satelliten getestet; die US-Regierung hat daraufhin Sanktionen gegen sechs Firmen verhängt, die an dem Raketenprogramm beteiligt sind, zusätzlich zu den amerikanischen Sanktionen, die eigentlich längst hätten aufgehoben werden sollen. Doch beide Seiten stehen sich auch heute noch feindselig gegenüber: In Washington verweisen Diplomaten und Politiker gleichermaßen darauf, dass die Revolutionsgarden von Syrien über Irak und Libanon bis Jemen bewaffnete Gruppen unterstützen, und dass längst nicht klar sei, ob das Atomprogramm im Geheimen nicht weiter betrieben wird.

Und in Iran sehen sich jene Kräfte bestätigt, die für eine Abschottung, eine Aufrüstung plädieren, und die seit Jahren andauernde Diskussion über die Umwelt als Randthema abtun: Iran müsse autark sein, sagte Ajatollah Ali Chamenei Anfang des Monats zum wiederholten Mal.

Doch die Zahlen des Landwirtschaftsministeriums seien »alarmierend«, sagt Issa Kalantari, Umweltberater von Präsident Hassan Ruhani: »Wir können uns gar nicht mehr selbst ernähren, und die Politik der Unabhängigkeit ist zu einem erheblichen Teil schuld daran. Ohne eine umfassende Modernisierung von Landwirtschaft und Trinkwassergewinnung werden wir schon in einigen Jahren von Importen abhängen, und die Frage ist, wie das gemacht werden soll, wenn dieser Streit weiter schwelt.«

Denn durch die intensive Landwirtschaft sinkt der Grundwasserspiegel. Derzeit werden 97 Prozent der Wasserressourcen genutzt. Zum Vergleich: Ägypten, das ebenfalls unter Wasserknappheit leidet, nutzt 46 Prozent; nach Angaben der Vereinten Nationen sollten 30 Prozent die Obergrenze für eine nachhaltige Wassergewinnung sein.

Die Wasserknappheit führt auch immer wieder zu sozialen Konflikten: Vor einigen Wochen zerstörten Dorfbewohner außerhalb von Teheran eine Pumpanlage; man habe sich nicht an eine Abmachung der Dorfältesten gehalten, in der Obergrenzen für die Wasserförderung vereinbart wurden. An der Grenze zu Pakistan und Afghanistan sind indes allerorts Frauen zu sehen, die kilometerweit zu Fuß Plastikflaschen und Kanister mit Wasser schleppen. Denn es mangelt auch an Infrastruktur: An Reservoirs, um Niederschläge zu sammeln, und an Leitungen, um Wasser auch in die Dörfer zu befördern.

Oliver Eberhardt

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