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Christian Millau

30. 12. 1928 - 5. 8. 2017

Wurzelgemüse ist gerade angesagt, Bete in allen Farben, Sellerie, stark im Kommen: Schwarzwurzel. Noch vor wenigen Monaten war Pulpo in besseren Restaurants obligatorisch. Und an die nicht so lange zurückliegenden Zeiten, als nahezu jedes Lebensmittel durch den Sahnesyphon gepresst wurde, erinnert sich glücklicherweise fast niemand mehr - die Spitzengastronomie ist zum guten Teil zur Modebranche verkommen.

Christian Millau musste diese Entwicklung nicht mehr aktiv miterleben. Bereits 1986 hat sich der französische Gastrokritiker, der 1969 gemeinsam mit Henri Gault den nach ihnen benannten Restaurantführer ins Leben rief, ins Privatleben zurückgezogen. Ein Koch müsse sich treu bleiben und dürfe nicht den Moden folgen, war sein Credo. Küchenchefs, die ihren Stil - womit nicht Abwechslung auf dem Teller gemeint ist - wechselten wie ihre Schürzen, waren dem gelernten Journalisten, der u.a. für »Le Monde« arbeitete, ein Graus. Die Nouvelle Cuisine, ein von Gault & Millau geprägter Begriff, stellte denn auch Gebote entsprechend dieses Leitbildes auf - einfache Zubereitung, frische Zutaten, kein Chichi. sat


Hinrich Lehmann-Grube

21. 12. 1932 - 6. 8. 2017

Es war im April 1990, als Hinrich Lehmann-Grube »rübermachte«. Der einst in Königsberg geborene Sozialdemokrat, der gut zehn Jahre lang Stadtdirektor in Hannover gewesen war, nahm in jenem letztem Jahr der DDR deren Staatsbürgerschaft an - um bei der Kommunalwahl am 6. Mai 1990 in Leipzig antreten zu dürfen. Er wurde Stadtverordneter; im Monat darauf wählten ihn seine Kollegen zum Oberbürgermeister. Während sich damals ein anderer »Westimport« in Sachsens Landeshauptstadt als »kleiner König« verehren ließ, pflegte Lehmann-Grube einen auf Kooperation gerichteten Politikstil. In einem der wenigen rot geführten Rathäuser im schwarzen Freistaat stand das »Leipziger Modell« für die pragmatische Sacharbeit über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg. Sie prägte die Stadtpolitik in turbulenten Jahren, die vom Streit um Bauprojekte wie den Hauptbahnhof ebenso geprägt war wie von der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider 1994, der einige prestigeträchtige Gebäude in Leipzig erworben hatte. Im gleichen Jahr wurde Lehmann-Grube als OB wiedergewählt; 1998 ging er in Rente, übergab das Amt an Parteifreund Wolfgang Tiefensee - und blieb ein engagierter Bürger: »hüben«, in Leipzig. hla

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