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Ulrika Zabel: Engagiert für Migranten

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

»Ohne die Sonne wäre ich nie so weit gekommen«, schreibt Figen Beceren-Braun in ihrem Beitrag für das jetzt erschienene Buch »Wer wenn nicht wir?«, der neuen Biografie über die Sozialarbeiterin Ulrika Zabel. Die Wortschöpfung der »Sonnen-Mädchen« geht auf eines von Zabels wichtigsten Projekten zurück: Den 1986 im Wedding gegründeten interkulturellen Schülerladen »Sonne«.

Kinder aus migrantischen Familien fanden dort Hilfe bei der Vorbereitung auf einen höheren Schulabschluss. Mädchen lernten, dass sie nicht im Schatten der Jungen stehen, sondern gleichberechtigt sind. Für viele der »Sonnen-Mädchen« stellte der Schülerladen die Weichen für das weitere Leben. Beceren-Braun war eines von den »Sonnen-Mädchen«. Sie hat es geschafft: Als Postdoctoral Fellow arbeitet die Medizinerin seit Herbst 2016 im Fachbereich der Immunologie an der Universität von Texas. Zuvor hat die gebürtige Berlinerin viele Jahre am Institut für Laboratoriumsmedizin an der Charité gearbeitet. Aufgewachsen ist die Deutsch-Türkin im Wedding.

Dass sie heute eine erfolgreiche Wissenschaftlerin ist, verdankt Beceren-Braun maßgeblich der Unterstützung von Ulrika Zabel. »Von Ulrika lernte ich, nicht vorschnell die Segel zu streichen. Klappte etwas beim ersten Mal nicht, dann vielleicht beim nächsten«, erinnert sich Beceren-Braun.

Ulrika Zabel (1953-2015) war eine Pionierin in der Berliner Migrationsarbeit. In mehr als drei Jahrzehnten hat sie sich in verschiedenen Institutionen und Einrichtungen um die Integration von Geflüchteten und Migranten verdient gemacht. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf der kulturellen Öffnung der Institutionen der Altenhilfe, um den speziellen Bedürfnissen älterer Migranten gerecht zu werden. Im Oktober 2014 erhielt sie für ihr Engagement den Berliner Verdienstorden.

Ihre Biografie gibt der Berliner Verein »Lebenserinnerungen« heraus und erscheint in einer limitierten Auflage. Das Werk vereint Stimmen, die ein lebendiges Bild von der Persönlichkeit Zabels vermitteln und zugleich ein Stück Migrationsgeschichte erzählen. Dabei wird auch der komplexe Prozess der interkulturellen Öffnung in der Sozialarbeit dargestellt. Das Buch, das von der Deutschen Klassenlotterie Berlin finanziert wird, geht auf eine Initiative von Zabel zurück. Sie wollte über ihr Leben berichten, um anderen Engagierten ein Beispiel zu geben und ihre Erfahrungen in der Gestaltung von Einwanderungs- und Sozialpolitik zu teilen.

»Für viele ist Zabel bis heute ein leuchtendes Vorbild. Sie war eine große Unterstützung in der Migrationspolitik«, sagt Azize Tank, Bundestagsabgeordnete der LINKEN. Tank hatte Zabel in den 1990er Jahren im damaligen Ausländerbeirat in Charlottenburg-Wilmersdorf kennengelernt. Als Tank 2013 in den Bundestag einzog, machte sie Zabel zu ihrer Beraterin für die Arbeit im Ausschuss Arbeit und Soziales. Auch privat waren die beiden Frauen miteinander befreundet. »Das Buch wird dazu beitragen, Ulrikas Beispiel lebendig zu halten«, sagt Tank. Im September will Tank in ihrem Wahlkreisbüro in Schöneberg aus dem Buch vorlesen.

Das Buch von Ulrika Zabel kann man hier online lesen:
http://www.lebenserinnerungen.org/pdf/wer-wenn-nicht-wir-die-lebensgeschichte-von-ulrika-zabel.pdf

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