Wahlkampf statt Gerechtigkeit

Grit Gernhardt ärgert sich über ein halbgares Papier der SPD

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

»Lohnungleichheit verharrt auf historisch hohem Niveau!« Was wie eine Generalkritik der Opposition an der Regierungsarbeit der Großen Koalition klingt, ist tatsächlich Ergebnis eines Papiers des Bundeswirtschaftsministeriums. Eines Ministeriums also, das in den vergangenen vier Jahren unter Führung der Regierungspartei SPD einiges dafür hätte tun können, dass sich die Lohnungleichheit von ihrem historisch hohen Niveau entfernt.

Doch erst im Wahlkampf fällt den Sozialdemokraten das Thema soziale Gerechtigkeit wieder ein - mit einem Zehn-Punkte-Plan will man sich schnell noch als Arbeiterpartei verkaufen. Doch die Vorschläge bleiben erwartungsgemäß auf halber Strecke stehen, wenn nicht gar schon nach den ersten Metern. So fordert das Papier zwar, niedrige Einkommen zu entlasten sowie Kinderfreibeträge für Geringverdiener einzuführen; das eigentlich für die Ungleichheit verantwortliche Problem aber - ein Anstieg hoher Gehälter bei gleichzeitigem Kaufkraftverlust niedriger Einkommen - bedarf demnach keiner Lösung. Zumindest werden Ideen wie eine angemessene Besteuerung hoher Einkommen, die zu einer sozialen Umverteilung führen könnten, nicht einmal erwähnt. Ob dieser halbgare Plan hilft, das laut einer anderen Studie bei vielen Wählern vorhandene Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit zu erfüllen, darf bezweifelt werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal