So was von normal
Uwe Kalbe über die Bertelsmann-Studie zur Integration von Muslimen
Öffentliche Debatten, aber auch Stimmungsbeschreibungen im privaten Umfeld hinterlassen einen verheerenden Eindruck. Muslime bedrohen die Gesellschaft, vermittelt diese allgemeine Stimmung. Die Unterstellung zeigt zweierlei: Einmal eine verbreitete Ablehnung von Seiten der Aufnahmegesellschaft. Und zum anderen Unkenntnis über die wahren Verhältnisse. Denn eine Bedrohung geht von der Mehrheit der Muslime nicht aus, wie die jüngste Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zeigt.
Das heißt nicht, dass es keine fanatischen Muslime gibt. Es heißt nicht, dass die muslimischen Attentäter der Jahre in London, Madrid oder Berlin sich keiner religiösen Chiffren bedient hätten, auch wenn das noch nicht vollständig ihre Motive erklärt. Aber es heißt doch, dass die beinahe hysterische Suche nach religiöser Erklärung zwar zu Abgrenzung führt, aber zu nichts führt. Weil die Religiosität von Muslimen gar nicht Grund ihrer Distanz gegenüber dem Westen ist. Sie ist auch kein Hindernis ihrer Integration. Muslime sind so »normal« wie andere Menschen, sie lernen und arbeiten und leben nach so durchschnittlichem Muster wie Einheimische, wenn man sie lässt. Es dauert halt zwei, drei Generationen, bis es schwieriger wird, sie zu unterscheiden. Und wichtig ist, sie zu respektieren, statt ihnen mit Misstrauen zu begegnen, das auch noch meist religiös begründet ist.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.