Nord-Süd-Gefälle bei Landesbanken
Die öffentliche Finanzbranche hat sich nach der Krise neu aufgestellt - mit unterschiedlichem Erfolg
Geschäfte mit Reedereien spielen für alle Geldhäuser in Norddeutschland eine große und manchmal entscheidende Rolle - auch für die Landesbanken. Als die Schiffbauer mit der Globalisierung seit der Jahrtausendwende einen steilen Kurs fuhren, wurden sie von staatlichen Subventionen unterstützt und von Kreditinstituten finanziert. Die HSH Nordbank stieg sogar von einer Regionalbank zur weltgrößten Schiffsbank auf. Doch als im Zuge der Finanzkrise und der darauf folgenden Weltwirtschaftskrise die Seefahrt in einen gefährlichen Abwärtsstrudel geriet, waren die mehr als 30 Milliarden Euro, mit der die HSH Frachter finanziert hatte, nicht mehr viel wert. Kapitalhilfen und Garantien von 10 Milliarden Euro belasten noch heute die Haushalte der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein schwer - sie sind deutschlandweit Schlusslichter in der Schuldenentwicklung. Bis Februar müssen sie die Bank verkauft haben. Dies war die Bedingung der EU-Kommission für die Genehmigung der Staatsbeihilfen zur Rettung der HSH. Ohne weitere Milliardenlasten für die Länder dürfte das nicht abgehen.
Am liebsten sähe man in Hamburger Regierungskreisen die Norddeutsche Landesbank (NordLB) als Käufer. Doch in Hannover leidet man ebenfalls unter der maritimen Flaute. Zudem belastet die Übernahme der Bremer Landesbank die Bilanz. Jeder fünfte der 6000 Arbeitsplätze soll in den nächsten Jahren wegfallen. Betroffen sind auch Jobs in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wo die NordLB ebenfalls als Landesbank tätig ist. Im Juli stufte die Ratingagentur Moody’s die Bonität auf nur noch eine Stufe über »Ramschniveau« herab.
Besser steht es um die kleine SaarLB, die als deutsch-französische Mittelstandsbank eine Marktlücke erkennt. »Zufrieden« mit dem Ergebnis im ersten Halbjahr gab sich in dieser Woche auch der Vorstand der Landesbank Hessen-Thüringen.
Noch besser steht es um die Bayern LB. Sie steigerte 2017 ihren Gewinn. Das Ergebnis der Landesbank Baden-Württemberg wurde 2016 zwar durch hohe Abschreibungen auf die in der Krise übernommene Sachsen LB belastet. Doch die größte Landesbank, die auch für Rheinland-Pfalz zuständig ist, sieht sich in einer »Position der Stärke«. Mit Spannung wird die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am Montag erwartet.
Staat und regionale Wirtschaft in Berlin und Brandenburg müssen ohne klassische Landesbank auskommen. Im Westen trat die WestLB bereits 2012 ihre Abwicklung an. Die Abwicklungsbank der früheren Nummer eins kommt dabei schneller voran als befürchtet. Doch bis mindestens 2027 wird die Pleite der WestLB noch das Land Nordrhein-Westfalen belasten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.