Polternder Raufbold

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Probleme mit Schrot und Kugel lösen: Für Frank Oesterhelweg, selbstständiger Landwirt im Südosten Niedersachsens, scheint das eine vernünftige Strategie zu sein. Etwa angesichts des Problems Wolf. Kündigte der 55-jährige CDU-Landtagsabgeordnete doch jetzt an, er wolle in Regionen, in denen Isegrim Probleme bereite, zur Jagd auf den Graurock blasen lassen. Zur Hatz auf ihn ins Horn stoßen möchte Oesterhelweg, falls er im zweitgrößten Bundesland Umweltminister wird. Als einen solchen im Schattenkabinett der Union hat ihn jetzt deren Spitzenkandidat Bernd Althusmann präsentiert.

Einen Mann, der bundesweit schon mehr Schlagzeilen gemacht haben dürfte als Althusmann selbst. Etwa nach sexuellen Übergriffen in Köln, die in der Silvesternacht von 2015 auf 2016 für Aufregung sorgten. Auch damals hatte Oesterhelweg für Problemlösung per Patrone plädiert, als er gegenüber einem Anzeigenblatt posaunte: Die Polizei müsse solche »Horden«, wie sie in der Domstadt Straftaten gegen Frauen verübten, notfalls auch mit der Schusswaffe stoppen. Eine Welle der Empörung, auch seitens der Polizei, schlug dem Unionspolitiker entgegen.

Eher als lächerlich wurde von vielen Seiten Oesterhelwegs Gepolter empfunden, mit dem er im Sommer gegen die Bezeichnung vegetarischer Produkte mit »fleischigen« Namen zu Felde zog. Zu einer Diskussion im Hannoveraner Landtag, wo der Abgeordnete sagte, »einen Veggie-Geflügelsalat kann es naturwissenschaftlich nicht geben und auch keine vegetarische Hähnchenbrust«, verzeichnet das Plenarprotokoll mehrfach »Heiterkeit«.

Nicht zuletzt dank eines Disputs mit Gregor Gysi wurde Frank Oesterhelweg über Niedersachsen hinaus bekannt. Der CDU-Mann hat den Fraktionschef der Linkspartei als »Mitarbeiter der Stasi« bezeichnet. Ein Hamburger Gericht verbot dem Niedersachsen 2011 bei Androhung von bis zu einer Viertelmillion Euro Ordnungsgeld, dies weiter zu tun.

Schon der dritte Panzersoldat in Althusmanns Schattenkabinett

Was er als Umweltminister tun will? Gleich mehrere Vorhaben des amtierende Ressortchefs Stefan Wenzel (Grüne) wegradieren. Zum Beispiel das Konzept für Naturschutzgebiete an der Mündung von Elbe und Weser. Auch das geplante landwirtschaftliche Bewirtschaftungsverbot an Flüssen und Gräben, das Wenzel im Interesse des Wassers erarbeitet hat, will Oesterhelweg in die Tonne kloppen. Denn so etwas seien »enteignungsgleiche Eingriffe«, sagt er.

Nichts aber sagt er gegen ein mögliches atomares Endlager in Gorleben. Ein solches will er offensichtlich akzeptieren, bemerkt nur: »Wir suchen nach Standorten und am Ende wird nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgewertet, welches dafür in Betracht kommt.«

In Frank Oesterhelweg hat der frühere Panzer-Offizier Bernd Althusmann den dritten ehemaligen Panzersoldaten in sein Schattenkabinett geholt, mit dem er im Falle eines Wahlerfolgs regieren möchte. Auch Björn Thümler, Wunsch-Finanzminister der Union und Schatten-Sozialminister Reinhold Hilmers haben bei der Panzertruppe gedient. Für das Agrarressort war bereits Niedersachsens Landfrauen-Vorsitzende Barbara Otte-Kinast erwählt worden von Bernd Althusmann, der wegen seines robusten Auftretens einen - von ihm allerdings ungeliebten - Spitznamen trägt: »Panzer«.

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