Gute Miene

Personalie

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass er alles besser machen würde als die aktuelle Führung der Grünen, davon ist Robert Habeck schon lange überzeugt. Aus dem fernen Kiel ließ er seine Kollegen kürzlich wissen, dass es »uns nicht gelungen ist, den unpolitischen Geist dieses Sommers zu vertreiben«. Bald könnte Habeck in der Bundespolitik seine Chance erhalten. Denn die Grünen suchen einen neuen Vorsitzenden. Der amtierende Chef Cem Özdemir will nicht mehr. Die Doppelspitze wird entweder im Oktober oder Anfang 2018 von einem Parteitag gewählt. Um die Kür von Habeck zu ermöglichen, haben Basismitglieder Anträge gestellt, wonach die Trennung von Amt und Mandat in der Satzung weiter aufgeweicht werden soll. Sie fordern, dass künftig auch Mitglieder einer Landesregierung dem Bundesvorstand angehören dürfen. Habeck will sein Amt als schleswig-holsteinischer Umweltminister nicht aufgeben. Eine Doppelrolle in Kiel und Berlin hat der 48-Jährige dagegen nicht ausgeschlossen.

Als Anwärter auf die Bundestags-Spitzenkandidatur war Habeck vor wenigen Monaten gescheitert. Er erhielt 75 Stimmen weniger als sein Konkurrent Özdemir. Nun trauen viele Parteifreunde Habeck zu, den Grünen ein neues Image zu verpassen. Der Schriftsteller und Doktor der Philosophie tritt gerne leger auf, lässt Krawatte und Jackett weg und hält das Denken in Parteiflügeln für überholt. Habeck rät seinen Grünen, nicht »rumzumäkeln«, sondern »das Positive in Sprache, Inhalt und Haltung zu verkörpern«.

Damit könnte er auch gemeint haben, öfter ja als nein zu sagen. Nach diesem Motto hat Habeck kürzlich Koalitionsgespräche mit CDU und FDP in Schleswig-Holstein geführt. Die Parteien einigten sich darauf, dass der Landesmindestlohn von 9,99 Euro auslaufen soll und Abschiebungen nach Afghanistan nicht mehr ausgeschlossen werden. Für die Grünen gab es im Koalitionsvertrag ein Bekenntnis zur Energiewende. Nichts anderes ist zu erwarten, wenn die Partei bald im Bund mitregieren sollte. Ein beliebter Vorsitzender, der den Mitgliedern ständig einredet, »positiv« zu denken, könnte dann von Vorteil sein.

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