Direktmandate: Die 10 interessantesten Wahlkreise

Wechsel-Wahlkreise und historische Hochburgen, Herausforderungen für die Linke und durch die AfD: Das Ergebnis in wichtigen Wahlkreisen

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 4 Min.

In weiten Teilen Deutschlands ist die Union unangefochten. Wie unsere Wahlkreiskarte zeigt, holte sie mit Abstand die meisten Wahlkreise. Schon vor der Wahl hatte eine Prognose gezeigt das nur wenige Wahlkreise wirklich umkämpft sind. Doch einige waren es. Welche Überraschungen gab es und wo haben Herausforderer die Eroberung eines Wahlkreises knapp nicht geschafft? Und welche Rolle spielte die AfD? Wir haben die Ergebnisse von zehn spannenden Wahlkreisen bei der Bundestagswahl gesammelt und mit denen der letzten Jahre verglichen.

14 - Rostock - Landkreis Rostock II
Hier verlor Linksfraktionschef Dietmar Bartsch mit 24,8 Prozent zu 29,5 Prozent gegen die CDU. Im Vergleich zu 2013 erreichte Bartsch 1,2 Prozentpunkte Zuwachs für die Linkspartei. 2013 hatte die CDU mit 37 Prozent noch klar gewonnen, 2009 lag hingegen die Linkspartei vorn.

61 - Potsdam-Mittelmark
Mit nur 1,3 Prozentpunkten Vorsprung gewann die SPD mit 26,1 Prozent im progressiven Potsdam. 2013 hatte die CDU den Wahlkreis ganz knapp gewonnen. Der Wahlkreis ist einer von 34 Wahlkreisen, die seit der letzten Bundestagswahl leicht verändert wurden.

63 - Frankfurt (Oder) - Oder-Spree
Hier verlor AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland mit 21,9 zu 27,1 Prozent gegen den CDU-Abgeordneten Martin Patzelt, der zwei Geflüchtete bei sich zu Hause aufgenommen hatte. Wie Linkspartei und SPD büßte er allerdings Stimmen ein – vor vier Jahren errang der CDU-Politiker 33,9 Prozent der Stimmen.

82 Berlin - Neukölln
Hier stemmte sich die SPD 2013 mit ihrem Rechtsaußen-Politiker Heinz Buschkowsky gegen den Bundestrend und gewann fünf Prozentpunkte dazu. Auch dieses Mal gewann die SPD das Mandat knapp gegen die CDU mit 26,8 zu 24,5 Prozent, sie verlor aber Stimmen. 2013 holte man noch 32,3 Prozent der Erststimmen, dieses Mal ist Neukölln wieder Teil des Bundestrends einer schwächeren SPD.

83 - Berlin - Friedrichshain-Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost
Im progressivsten Wahlkreis Deutschlands war das Ergebnis bis weit in die Nacht nicht klar, am Ende lag Canan Bayram knapp vorn mit 26,3 Prozent. Doch der Vorsprung der Grünen im auch weiterhin einzigen grünen Direktwahlkreis der Republik vor dem Kandidaten der Linkspartei, Pascal Meiser, betrug nur 1,5 Punkte. 2013 hatte Grünen-Urgestein Christian Ströbele den Wahlkreis noch mit 38 Prozent gewonnen.

101 - Leverkusen - Köln IV
Hier gewann der SPD Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach wieder sein Direktmandat. Er holte in der jahrzehntelangen SPD-Hochburg mit 38,6 Prozent der Stimmen nur 0,7 Prozent weniger Stimmen als vier Jahre zuvor. Die AfD durchkreuzte die Hoffnungen der CDU. Wären die 8,7 Prozent, die die AfD holte, an die CDU gegangen, hätte diese den Wahlkreis gewonnen.

145 Hamm-Unna II
Beinahe hätte die CDU hier eine alte SPD-Hochburg für sich gewonnen. Bis auf 1,2 Punkte kamen die Christdemokraten hier an die SPD heran, die den Wahlkreis seit 60 Jahren hält. Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren holte die Partei in diesem Ruhrpott-Wahlkreis noch 43,2 Prozent der Erststimmen, nun waren es nur 36,4 Prozent.

153 - Leipzig II
Hier gewann der Kandidat der Linkspartei, Sören Pellmann, zum ersten Mal den Wahlkreis für seine Partei mit 25,3 Prozent der Stimmen. Pellmann lag nur 0,7 Punkte vor dem CDU-Politiker Thomas Feist. Dem Linkspartei-Politiker reichte ein gegenüber 2013 nur leicht verbessertes Ergebnis, weil die AfD mit ihrem 15-Prozent-Ergebnis der CDU Stimmen wegnahm. Bei früheren Wahlen war das Direktmandat entweder an die SPD oder die CDU gegangen.

158 - Sächsische Schweiz - Osterzgebirge
In der einstigen NPD-Hochburg, in der bisher immer die CDU das Direktmandat geholt hatte, gelang Frauke Petry der Überraschungserfolg mit 37,3 Prozent. Die Meinungsforscher hatten die AfD bundesweit um etwa zwei Punkte unterschätzt, in Sachsen lagen sie besonders weit daneben. Nun erreichte die Partei drei Direktmandate in Sachsen.

281 - Freiburg
In der rot-rot-grünen Hochburg im »schwarzen« Süden ist die CDU auch weiterhin knapp lachender Dritter. Mit 28 Prozent – 6,9 Punkte weniger als 2013 – gewann die Union vor SPD und Grünen. Dabei schoben sich die Grünen mit 25,7 Prozent auf den zweiten Platz – sie liegen nun 2,3 Prozentpunkte hinter der CDU.

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