Phasen der Entwicklung

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit der Neuzeit hat sich in der Pädagogik die Einteilung kindlicher Entwicklungsschritte durchgesetzt. Wesentlich hat die Reformpädagogik dazu beigetragen, deren Begründer, der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), dem Kind einen eigenen Lebensraum zusprach. Darauf bauten der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und sein Schüler Friedrich Fröbel (1782- 1852) auf. Sein Konzept fasste Fröbel in »Die Menschenerziehung« (1826) zusammen. Demnach ist Erziehung als fürsorgliche Begleitung des Kindes während seiner Entwicklungsphasen zu verstehen. Um Kindern Raum zur Entfaltung zu geben, entwarf Fröbel den Kindergarten als einen Ort des »Wachstums und Erforschens, der Beobachtung und Entwicklung sowie des Umgangs mit Natur in Freiheit und Harmonie mit sich selbst und anderen, mit dem Lebendigen und dem Universellen« (betrifftkinder.eu).

Hinsichtlich der Lern- und Bildungsprozesse, Herausbildung von Fertigkeiten wie auch des Bewusstseins unterschied Fröbel zwischen »Säugling - Kind - Knabe/Mädchen - Jüngling/Jungfrau - Mann/Frau - Greis/Matrone« als Abschnitte besonderer »Empfänglichkeiten und Erregbarkeiten« (froebelverein-keilhau.de). Dabei ging er von einem angeborenen »Tätigkeits- und Bildungstrieb« aus, der dem »Sein« zugrunde liegt und die Menschheitsentwicklung »antreibt«.

Diesem Trieb schrieb er fünf Funktionen zu. Die eine ist die Entwicklung von Fähigkeiten zu »Gesetz, Form, Gestaltung und Differenzierung«, die zweite die einer »ganzheitlichen weltgerichteten Dynamik«, die für »Gefühl, Motorik, Sinne und Intelligenz« verantwortlich ist. Als dritte Funktion nennt Fröbel die sensomotorische Entwicklung, die bei ihm »Wahrnehmen und Selbstempfinden und dem Bedürfnis zu schaffen und zu gestalten« heißt. Die vierte Eigenart des Triebs ist dann eine »ganzheitliche Entwicklung nach Stufen«, bei denen die vorhergehenden eine Voraussetzung der nächsten darstellen. Da dem Trieb eigen ist, nicht spezifisch, sondern »bildbar« zu sein, steht je nach Stufe ein anderer Entwicklungsmoment im Fokus. Als letzte Funktion gilt die kognitive Entwicklung des Kindes. Folglich braucht das Kind in seiner Entwicklung Anreize, die den Stufen angepasst sind (audimax.de).

Mit dem Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856-1939) entstand die erste Entwicklungspsychologie, die noch heute, in Teilen modifiziert, Gültigkeit hat. Die Ärztin Maria Montessori (1870-1952) periodisierte die Entwicklungsstufen als »sensible Phasen« des Lernens, in denen das Kind seinem Bedürfnis nach Unabhängigkeit vom Erwachsenen nachgeht (montessori-material.de). Und die auf den Anthroposophen Rudolf Steiner (1861-1925) zurückgehende Waldorf-Pädagogik basiert auf einem Phasenmodell, wonach die Kinder in einem Siebenjahresrhythmus körperliche und geistige Veränderungen durchleben (erziehungskunst.de). Heute finden sich Elemente der Montessori-Pädagogik auch in staatlichen Schulen, die der Waldorf-Pädagogik eher weniger. Lena Tietgen

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