Berliner Friedrichstadtpalast lädt AfD-Wähler nun doch nicht aus

Rechtspartei hatte zuvor Karten für das Haus verlost / Hassmails und Morddrohungen gegen den Intendanten

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Berliner Friedrichstadt-Palast lädt AfD-Wähler nun doch nicht aus. Nach Medienberichten sagte Intendant Berndt Schmidt vor der Vorstellung am Samstagabend: »Auch AfD-Wähler sind mir willkommen.« Er fügte jedoch die Hoffnung an, dass diese sich trotzdem komisch fühlen, »wenn sie sehen, was entstehen kann, wenn ein Ensemble aus 25 Nationen, Muslimen, Christen, Juden, Hetero- und Homosexuellen gemeinsam an etwas arbeitet«.

Laut »Berliner Morgenpost« (Sonntag) gab es daraufhin lauten Applaus im Saal. An dem Abend hätten sich Intendant Schmidt und AfD-Sprecher Ronald Gläser im Foyer sogar die Hand geschüttelt. Schmidt soll eigenen Angaben zufolge nach seiner zur Wochenmitte bekanntgewordenen Rundmail etwa 250 Hassmails erhalten haben, teils mit Morddrohungen.

In der Rundmail an die Mitarbeiter des europaweit bekannten Revuetheaters hatte Schmidt geschrieben, das Haus werde sich künftig »noch deutlicher als bisher von 20 oder 25 Prozent unserer potenziellen Kunden im Osten abgrenzen«. Man wolle deren Geld nicht. Der Friedrichstadt-Palast repräsentiere den anständigen Osten. Etwa 20 der gewählten 94 AfD-Abgeordneten im Bundestag seien das, was er »unter Nazis verstehen würde«. Auf Nachfragen hatte Schmidt seine Ausladung von AfD-Wählern bekräftigt: Sie könnten bereits gekaufte Karten gerne zurückgeben und bekämen den Kaufpreis erstattet.

Die Berliner AfD reagierte laut Medienberichten mit einer Gegenaktion: Sie verloste Tickets für den Samstag. AfD-Sprecher Gläser wurde mit den Worten zitiert, der Brief Schmidts habe »etwas von einer Hexenjagd«.

Der 1984 in Ost-Berlin eingeweihte Friedrichstadt-Palast ist eines der größten Revuetheater Europas. Mit 468.352 zahlenden Gästen zog der Palast im vergangenen Jahr die meisten Besucher aller Berliner Bühnen an. epd/nd

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