Ein Vater der Jazzmoderne

Gedenkkonzerte zum 100. von Thelonius Monk

  • Hansdieter Grünfeld
  • Lesedauer: 2 Min.

Geburtstage vorzufeiern, bringe Unglück, behauptet der Volksmund. Bei stilbildenden verstorbenen Jazzmusikern beeindruckt diese unheilvolle Prophezeiung offensichtlich nicht. An diesem Dienstag wäre der Pianist, Komponist, Combo- und Orchesterleiter Thelonius Monk 100 Jahre alt geworden, doch Gedenkveranstaltungen finden bereits seit Anfang des Jahres statt. Schließlich zählt Monk zu den Mitbegründern des Bebop und damit zu den Vätern der Jazzmoderne.

1917 nahe New York zur Welt gekommen, interessierte sich Monk, von der Mutter gefördert, schon als Kind fürs Klavierspielen. Mit 13 Jahren wurde er von den regelmäßigen Pianowettbewerben des Apollo-Theaters ausgeschlossen, weil er schon zu oft den ersten Preis ergattert hatte. Mit Swing-Bands begann er zu touren, und Pianistin Mary Lou Williams merkte an, dass er »harte Gruselakkorde setzte, mit befremdlichen rhythmischen Verschiebungen«, und deshalb oft nach dem ersten Auftritt gefeuert wurde.

Von Mainstreammusikern daher meist abgelehnt, machte er dennoch auch als Komponist von Themen wie »Round Midnight«, seinem weltbekannten »Blue Monk«, »Brilliant Corners«, »Straight, no Chaser« oder »Evidence« nicht nur in nächtlichen Sessions in Minton’s Playhouse, Furore. Rückblickend kann dem introvertierten Eigenbrötler als Jazzkomponist nur der extrovertierte Duke Ellington das Wasser reichen. Ab 1955 tauten auch endlich die Klubs für Monk auf, dessen mittelschnelle, oft perkussive Pianoimprovisationen wie »verflüssigte Kompositionen, untermauert von bizarren Akkorden«, klangen. Europatourneen des Thelonius Monk Quartetts in den 60er Jahren folgten.

Am 17. Februar 1982, seit Jahren zurückgezogen lebend, verstarb der wortkarge Thelonius Monk, aber 2007 brachte er es nochmals zu unerwarteten Ehren. Den bekanntesten Aphorismus des schwarzen Genies, »It’s always night, or we wouldn’t need light« (Es ist immer Nacht, sonst würden wir kein Licht benötigen), setzte der hoch angesehene Romanautor Thomas Pynchon seinem großartigen Roman »Gegen den Tag« als Leitmotiv voran.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Thelonius Monk finden jetzt im Jazzclub A-Trane Konzerte von drei Gruppen statt, zu denen auch international geschätzte Musiker wie Achim Kaufmann, Matthias Schubert und Peter Weniger gehören. Am Schlagzeug sitzt bei den drei Combos Ernst Bier, der die Treffen und Auftritte anregte und zum Teil mit organisierte.

Konzerte am 10., 12., 17. und 18. Oktober, jeweils 21 Uhr, im A-Trane, Pestalozzistr. 105, Charlottenburg

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