Lufthansa kauft Großteil von Air Berlin

Branchenprimus zahlt voraussichtlich 210 Millionen Euro für Teile von insolventer Fluglinie

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

210 Millionen Euro - so viel zahlt die Lufthansa für große Teile der insolventen Air Berlin. Dies teilte Air Berlin am Donnerstagnachmittag mit. Teil des Deals sind die Tochterunternehmen Niki und die Luftfahrtgesellschaft Walter mit zusammen 1300 Beschäftigten sowie 20 weitere Flugzeuge der Air Berlin. Der Preis könne noch angepasst werden, wenn der Kaufvertrag vollzogen werde. Die Gespräche mit Easyjet über den Verkauf weiterer Unternehmensteile dauern noch an.

Bereits am Donnerstagmorgen stand eine Einigung im Raum. Für den Mittag war ein Notartermin geplant, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr der Nachrichtenagentur dpa angekündigt. Die Nummer eins in Deutschlands Lüften will 81 Flugzeuge übernehmen und 3000 Mitarbeiter neu einstellen. Vollkommen in trockenen Tüchern ist der Deal noch nicht. Es muss noch die EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht geben. Auch der Gläubigerausschuss und der Sachwalter im Insolvenzverfahren müssen zustimmen.

Vor der Verkündung des Deals waren Lufthansa und Billigflieger Easyjet fast drei Wochen lang in exklusiven Verhandlungen mit der insolventen Airline. Mit dem nun ausgehandelten Kaufpreis sollte Air Berlin in der Lage sein, den Notkredit von 150 Millionen Euro zurückzuzahlen, der ihr im August vom Bund gewährt wurde, um den Flugbetrieb aufrecht erhalten zu können.

Doch hegen Experten wettbewerbsrechtliche Bedenken: »Mit dem nun besiegelten Verkauf großer Teile der insolventen Air Berlin an die Lufthansa wurde die Chance vertan, den deutschen Luftverkehrsmarkt zugunsten des Wettbewerbs und damit der Kundinnen und Kunden neu zu ordnen«, sagt Tomaso Duso vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Vor allem auf einigen innerdeutschen Strecken würde nahezu ein Monopol entstehen, weil es größtenteils Airlines des Lufthansa-Konzerns seien, die diese künftig bedienten. »Das wird nicht ohne Preissteigerungen vonstatten gehen«, so Duso.

Auch Beschäftigtenvertreter betrachten den Verkauf mit Skepsis. »Mit der Übernahme der Flugzeuge geht auch die soziale Verantwortung für die Arbeitsplätze an die neuen Eigentümer über«, erklärt der Sprecher der Pilotengewerkschaft Cockpit, Markus Wahl. »Es kann nicht sein, dass sich Piloten nach der Übernahme auf ihre eigenen Arbeitsplätze bewerben und dann auch noch Gehaltsabschläge von bis zu 40 Prozent hinnehmen müssen - so wie es Lufthansa im Moment von den Piloten fordert.« Mit Agenturen

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