Gemein & nützig

Personalie

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast könnte man meinen, Ex-Vizekanzler Philipp Rösler hätte es sich in seinem Domizil am Genfer See gemütlich gemacht und sich als bisheriger Vorstand des Weltwirtschaftsforums (WEF) im beschaulichen Schweizer Cologny auf seinen Ruhestand vorbereitet. Nun soll der promovierte Mediziner und ehemalige Bundeswirtschaftsminister also dienstlich in die Vereinigten Staaten ziehen und fortan als Chef der Hainan Cihang Charity Foundation die Geschicke dieser vermeintlich gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in New York leiten. De facto wechselt Rösler damit zum chinesischen Mischkonzern HNA, bei dem wiederum Hainan Cihang mit 29,5 Prozent der größte Einzelaktionär ist. Ab dem 1. Dezember werde der ehemalige Politiker also die HNA-Gruppe von New York und Zürich aus leiten, teilte ein WEF-Sprecher in dieser Woche auf Anfrage mit.

Die HNA-Group spielt eine zwielichtige Rolle auf dem internationalen Parkett. Aufgrund nebulöser Unternehmensstrukturen und der seit einigen Jahren andauernden Einkaufstouren im Ausland sorgt der Konzern seit längerem für Aufmerksamkeit bei Aufsichtsbehörden und Banken. Mit einem Umsatz von umgerechnet knapp 30 Milliarden Dollar gehört HNA zu den größten Firmen in China. Zuletzt kaufte die Gruppe Mehrheitsanteile am Flughafen Hahn und ist mit einem Anteil von knapp zehn Prozent Großaktionär bei der Deutschen Bank. Die Gesellschaft war in den vergangenen Jahren einer der großen Treiber von chinesischen Übernahmen im Ausland. BeobachterInnen fragen sich seit längerem, wie sich der Konzern, der vor allem in der Touristik und der Luftfahrt engagiert ist, finanziert und wer tatsächlich hinter dem Treiben steckt.

Der Wechsel des 44-Jährigen Rösler zu der im Juli dieses Jahres gegründeten »gemeinnützigen Stiftung« wird als Zeichen gedeutet, dass HNA sich noch stärker auf Europa und vor allem Deutschland fokussieren will. Der frühere FDP-Chef war beim WEF seit Februar 2014 im Vorstand für Regierungsbeziehungen zuständig.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -