- Kommentare
- Numerus Clausus
Heilige Kuh bleibt unberührt
Jürgen Amendt über das Urteil des Bundesverfassungsgericht zur Studienplatzvergabe in Medizin
Dabei wäre genau das die logische Folge aus den Veränderungen im deutschen Bildungssystem gewesen. In den vergangenen 20 Jahren wurden die hiesigen Universitäten durch die Bologna-Refom Schritt für Schritt von akademisch-wissenschaftlichen Bildungsstätten in Orte der Berufsausbildung transformiert. In der gleichen Zeit verlor die Abiturnote ihre ursprüngliche Bedeutung, Indikator für Studierfähigkeit zu sein. Noch nie gab es so viele Einser-Abiturienten in Deutschland wie heute.
Die Regelung, Studierende anhand eines Numerus clausus auszuwählen, ist gerade in einem Beruf wie dem des Mediziners, bei dem es auf Fähigkeiten wie Menschenkenntnis, Stressresistenz, Erfahrung ankommt, nicht mehr zeitgemäß. Hier sollte eine Änderung des Zulassungsverfahrens ansetzen.
Schon heute überbrücken viele Schulabgänger die Wartezeit bis zum Medizinstudium mit einer Ausbildung zur Rettungssanitäterin, zum Krankenpfleger oder zur Altenpflegerin. Es spricht nichts dagegen, zumindest Vorpraktika in diesen Berufsfeldern zur Pflicht bei der Auswahl von Medizinstudenten zu machen.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.