Diskriminierung im Regal
Frauen zahlen für vergleichbare Waren und Dienstleistungen oft mehr als Männer
Berlin. Wer schon mal Babykleidung gekauft hat, ist mit den Tücken geschlechtsspezifischer Produktdifferenzierung vertraut. Rosa Strampler für die Mädchen, hellblaue für die Jungs, Glitzer und Häschen für das eine, Bagger und Dinosaurier für das andere Geschlecht. Doch auch wenn man das persönlich für unnötig, nervig oder gar schädlich hält, ein Beweis für Diskriminierung ist es laut geltender Rechtsprechung nicht - auch nicht, wenn sich der Preis zwischen Jungs- und Mädchensachen unterscheidet. Rechtfertigungsgründe für unterschiedliche Preise gibt es nämlich einige, etwa höhere Material- oder Herstellungskosten.
Unzulässig dagegen ist, wenn allein das Geschlecht als Begründung für abweichende Preise herhalten muss. Auf dieser Basis untersuchten Wissenschaftler im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs - und kamen zum Ergebnis, dass Frauen für gleichwertige Angebote oft mehr zahlen, sei es beim Friseur oder bei der Textilreinigung.
Auch im Supermarkt setzt sich die Differenzierung der Waren nach Geschlecht fort - beim Duschbad für Frauen scheint oft allein die rosafarbene Verpackung den höheren Preis zu rechtfertigen. Das konnten die Studienautoren allerdings nur in seltenen Fällen wirklich nachweisen, denn die Produkte unterscheiden sich eben doch leicht in der Zusammensetzung, und damit rechtfertigen die Hersteller den unterschiedlichen Preis. Nur bei 62 der 1682 untersuchten Produktvarianten stellten die Wissenschaftler eine geschlechtsspezifische Preisdifferenzierung fest.
Eindeutig war es etwa bei Rasierklingen, die der Discounter Aldi verkauft und bei denen sich außer der Verpackungsfarbe nur der Preis unterscheidet - zuungunsten der Frauen, die für vier Klingen statt 3,89 Euro ganze 4,49 Euro zahlen sollen. grg Seite 9
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