- Kommentare
- Wölfe in Brandenburg
Rotkäppchen und das liebe Vieh
Andreas Fritsche über Brandenburgs Wolfsverordnung
Vom Wolf hören Kinder das erste Mal, wenn sie das Märchen von Rotkäppchen vorgelesen bekommen. »Rotkäppchen ist ein Problem«, sagt Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD). Denn in Grimms Märchen ist der Wolf böse und frisst Großmutter und Enkelin. Das prägt die Menschen früh. Sie bekommen Angst - jetzt, wo es wieder Wölfe im Land gibt, die Schafe, Ziegen und Kälber reißen und ungeniert in Siedlungen eindringen.
Der böse Wolf sei eine Erfindung der Märchenerzähler, haben Wildbiologen gepredigt. Eigentlich seien Wölfe scheu und für Menschen ungefährlich, solange sie keine Tollwut haben. Doch Historiker wissen, dass Mythen und Legenden einen wahren Kern haben. Die Wahrheit ist, dass die Menschen mit dem Wolf in Mitteleuropa lange zurechtkamen, indem Hirten mit Hunden die Viehherden beschützten. Eine Agrarrevolution führte dazu, dass Rinder unbeaufsichtigt auf der Weide stehen, wenn sie nicht jahraus jahrein in Ställe eingepfercht sind. Wölfe wittern Beute aus 2,5 Kilometern Entfernung. Damit kommen die Bauern nicht zurecht.
Um 1850 wurde das Problem mit erbarmungsloser Ausrottung gelöst. Der Artenschutz erlaubt das heute nicht mehr. Es muss eine andere Lösung gefunden werden. Aber noch ist keine in Sicht.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.