Westdeutsche Wissenslücken

Angsthasen VI

Neulich war es wieder so weit: Ein Leser ruft an und fragt, warum Sigmund Jähn in dem Artikel auf der Panorama-Seite nicht genannt wurde.

Ich: Wer ist das denn?

Er: Wie bitte?! Sie kennen Sigmund Jähn nicht?

Ich: Nein. Wer ist das?

Er: Das war der erste Deutsche im Weltraum. Den müssen Sie doch kennen.

Ich: Ach so. Wissen Sie, ich bin keine Astronauten-Expertin.

Er: Jähn war Kosmonaut!

Womit bewiesen wäre, dass ich erstens keine Ahnung von Raumfahrt habe und mir zweitens bis vor kurzem mindestens eine DDR-Berühmtheit fremd war. Um es klar zu sagen: Ich kenne viele nicht. Das stellt sich hin und wieder in Gesprächen mit Menschen heraus, die viele Jahre in der DDR gelebt haben.

Aber soll ich deswegen jedes Mal zusammenzucken, wenn auf dem Telefon-Display eine ostdeutsche Vorwahl erscheint, aus Angst, der Anrufer könne mein Wissen über DDR-Promis wieder auf die Probe stellen, und in der Gewissheit, dass ich wieder mein Unwissen bekennen muss? Ach nö, das wäre doof. Lieber lass ich mich furchtlos belehren.

Es ist nämlich so: Ich bin eine Wessi, interessiere mich für Wirtschaft, Politik und Empirie und fröne in meiner Freizeit weiteren Leidenschaften, zu denen weder das Astronautentum, noch das Kosmonautentum, noch Fußball gehören. Bis vor wenigen Tagen wusste ich auch nicht, wer HF Oertel ist. So. Jetzt ist das auch raus. Eva Roth

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal