Tories streiten wegen Auslandsstudenten

Britische Premierministerin sieht Visamissbrauch

  • Sascha Zastiral, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Großbritanniens Premierministerin Theresa May steht wegen ihres harten Kurses gegenüber ausländischen Studenten unter Druck. Schon während ihrer Zeit als Innenministerin hatte May darauf beharrt, ausländische Studenten in offiziellen Statistiken als Einwanderer zu rechnen. An dieser Herangehensweise hält sie auch als Premierministerin fest. Kritik weist sie zurück: Ein Regierungssprecher erklärte kürzlich, die Regierung werde ihre Haltung in dieser Frage nicht ändern.

Doch nun mehren sich auch innerhalb ihrer eigenen Konservativen Partei Stimmen, die ein Umdenken fordern. Noch im Frühjahr könnte es in dieser Frage eine Abstimmung im Unterhaus geben. Die Kritiker in ihren eigenen Reihen könnten May eine Niederlage bescheren. Sie stören sich insbesondere daran, dass May bei ihrer geplanten Verringerung der Zahl der Einwanderer explizit auch eine Verringerung der Zahl der internationalen Studenten anstrebt. Offiziellen Zahlen zufolge handelte es sich bei rund 75 000 der 250 000 Einwanderer im vergangenen Jahr um Studenten.

Die konservative Abgeordnete Sarah Wollaston erklärte, sie hoffe, May werde ihre Position überdenken. »Ich habe mich immer dafür eingesetzt, Studenten aus den Einwanderungszahlen zu nehmen«, sagte sie. Das würde »eine klare Botschaft« aussenden, dass Großbritannien Studenten aus aller Welt willkommen heiße.

Die Chefin der schottischen Tories, Ruth Davidson, schrieb auf Twitter, ausländische Studenten zu den Einwanderern hinzuzurechnen, sei »verzerrend, kontraproduktiv« und sende »völlig falsche Signale aus«. Auch Tory-Schwergewichte wie Schatzkanzler Philip Hammond und Außenminister Boris Johnson setzen sich dafür ein, dass Studenten fortan nicht mehr als Einwanderer gezählt werden. Selbst Innenministerin Amber Rudd möchte Berichten zufolge, dass diese Praxis geändert wird. Doch May scheint die Kritiker innerhalb der eigenen Regierung ignorieren zu wollen.

May war in Sachen Einwanderung schon immer eine Hardlinerin. Sie vertritt seit langem die Ansicht, Studentenvisa würden missbraucht, um »illegale« Einwanderer ins Land zu holen. Zahlen des Innenministeriums belegen hingegen, dass der überwältigende Großteil der internationalen Studenten das Land nach Ablauf ihrer Visa verlässt. May hat jedoch während ihrer Zeit als Innenministerin mehrfach behauptet, dass es jedes Jahr mehr als 100 000 ausländische Studenten versäumen würden, das Land nach dem Ende ihres Studiums zu verlassen. Zahlen der Grenzschutzbehörde lassen darauf schließen, dass es sich in Wirklichkeit um weniger als 5000 Personen handelt.

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