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Silas Malafaia: Politik im Namen des Herrn
Der evangelikale Sektenführer Silas Malafaia liegt mit Brasiliens irdischen Mächten im Clinch
Der Fernsehprediger ist ein enger und mächtiger Verbündeter des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro. Nach Ermittlungen der brasilianischen Bundespolizei droht dem evangelikalen Pastor Silas Malafaia nun eine Anklage. Am Mittwochabend hatten ihn Beamte am internationalen Flughafen Galeão in Rio de Janeiro am Abflug in die portugiesische Hauptstadt Lissabon gehindert, durchsucht und einem Verhör unterzogen, bei dem Malafaia die Aussage verweigerte.
Sie vollzogen eine am selben Tag erlassene Anordnung des Richters am Obersten Gerichtshof Alexandre de Moraes. Dieser verfügte, dass der Prediger sich zur Verfügung der Justiz zu halten hat und deshalb das Land nicht verlassen darf. Sein Reisepass wurde eingezogen. Außerdem wurde Malafaia die Kommunikation mit weiteren Verdächtigen untersagt, darunter der ehemalige Staatschef und dessen Sohn Eduardo Bolsonaro, welcher sich vor Monaten in die USA abgesetzt hat.
Die Staatsanwaltschaft sammelt Beweise dafür, dass der politisch einflussreiche Führer der zur »Versammlung Gottes« gehörenden Pfingstkirche »Vitoria em Cristo« die Justiz zu behindern und unter Druck zu setzen versucht hat. Das steht im Zusammenhang mit den von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzöllen und Sanktionen gegen brasilianische Richter, um im Zusammenspiel mit dem Bolsonaro-Clan eine Einstellung des derzeit vor dem Obersten Gerichtshof laufenden Putschprozesses zu erpressen. Malafaia soll an der Entwicklung solcher Strategien beteiligt gewesen sein.
Der ultrarechte Politiker Jair Bolsonaro ist in dem Verfahren der Hauptangeklagte. Nach seiner Abwahl 2022 soll er zusammen mit hohen Militärs und anderen Gefolgsleuten Umsturz- und Mordpläne gegen seinen Nachfolger Lula da Silva geschmiedet haben. Im Januar 2023 hatte ein aufgehetzter Mob nach dem Vorbild des Washingtoner Kapitolsturms ein Jahr zuvor das Regierungsviertel in Brasília gestürmt und Gebäude verwüstet. Malafaias Propagandaapparat spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Narrative der extremen Rechten.
Die den Pastor betreffende Anordnung erfolgte, nachdem die Polizei jüngst bei Ermittlungen die auf einem Mobiltelefon Bolsonaros gefundenen Daten ausgewertet hatte. Sie erhärten den Verdacht, dass der Ex-Präsident die Absicht hatte, ins Ausland zu fliehen. Demnach hoffte Bolsonaro wegen der Ermittlungen gegen ihn auf »politisches Asyl« in Javier Mileis Argentinien.
Silas Malafaia steht für eine Geistesströmung und Bewegung, die ihren Einfluss auf Brasiliens Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht hat. Der 66-Jährige, der in Rio ein Priesterseminar besuchte und Psychologie studierte, ist mittels Buchverkäufen und Spenden von Gläubigen ein steinreicher Mann geworden, was nach dem Verständnis der Evangelikalen Gotteslohn ist. Bekannt machte ihn der pfingstlerische Sender Record TV, auf Instagram hat er Millionen Follower. Beim rasanten Aufstieg der Konkurrenz zur katholischen Kirche und Antwort von rechtsaußen auf die Theologie der Befreiung haben Freikirchen aus den USA Pate gestanden. Im Kongress ist ihre »Bibelfraktion« ein Machtfaktor.
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