Mithilfe von »Bild« und Co.

Wie keine andere Partei setzt sich die AfD in den sozialen Medien mit den Inhalten der Medienberichterstattung auseinander

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die AfD pflegt ein besonderes Verhältnis zu den Medien. Wie keine andere Partei setzt sich die rechtsnationale Partei in den sozialen Medien mit den Inhalten der Medienberichterstattung auseinander. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Zürich über die Kommunikation der wichtigsten deutschen Parteien vor der Bundestagswahl. Fast 80 Prozent der Beiträge von AfD-Politikern bei Facebook, Twitter und Co. sind so gestrickt. Gleichzeitig ist die AfD die Partei, die weniger häufig als andere die Medien als Informationskanäle benennt.

Das Ergebnis überrascht nicht, war und ist es doch die Strategie dieser Partei, durch verbale Entgleisungen die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen und die Berichterstattung über diese Grenzüberschreitungen als Verstärker zu nutzen. Schon im Wahlkampfkonzept der AfD hieß es, man müsse in seinen Äußerungen »ganz bewusst und ganz gezielt immer wieder politisch inkorrekt sein, zu klaren Worten greifen und auch vor sorgfältig geplanten Provokationen nicht zurückschrecken«.

Die Strategie funktioniert bis heute. Wobei diese auch darin besteht, auf die kalkulierte öffentliche Empörung mit dem Argument zu reagieren, die Medien würden die AfD-Aussagen bewusst falsch verstehen. Oder, um aus besagter Studie der Züricher Wissenschaftler zu zitieren: »Nur sie (die AfD) bewirtschaftet Themen zusammen mit den Medien und stellt sich gleichzeitig auch gegen die Medien.« Die Forscher bezeichnen dies als »populistisches Kommunikations-Paradox«; die Rechtsnationalen skandalisierten die etablierten Medien und nutzten diese gleichzeitig als Vehikel, wenn deren Berichterstattung die rechte Weltsicht stütze.

Bevorzugte Medien zur Umsetzung dieser Strategie sind »Bild« und »Focus«. Gerade in deren Online-Ablegern wird jede Verbalinjurie in Endlosschleife wiederholt und ihr damit eine Verbreitung über die AfD-Filterblase im Internet hinaus verschafft. Wobei sich mittlerweile der Eindruck aufdrängt, dass dies zum Teil in vollem Bewusstsein um die AfD-Medienstrategie geschieht, teilweise sogar in Übereinstimmung mit der skandalisierten Meldung. »Mit den Medien«, schreiben die Autoren besagter Züricher Studie, »versucht die AfD, die Existenz eines ›Problems‹ zu untermauern und ihre eigene Position zu stützen«. Die Nutzer der AfD-Facebook-Seite würden sich dagegen überwiegend in ihrer eigenen Echokammer aufhalten und primär die reichweitenschwachen »Alternativ-Medien« als Informationsquelle nutzen.

Dass man mit der AfD-Medienstrategie anders verfahren kann, zeigt die »FAZ«. Hier hat man offensichtlich einen guten Zugang zu Parteikreisen, ja einen Maulwurf innerhalb der AfD-Führung; weshalb mehr über als mit der AfD berichtet wird. Die zitierte Passage aus dem Wahlkampfkonzept der Partei stammt aus einem FAZ-Artikel von dieser Woche. Vorangestellt war dem Zitat der Hinweis, das Konzept sei »vertraulich«.

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