Koreanische Gespräche

Internationale Presse

  • Lesedauer: 3 Min.

Nesawissimaja Gaseta, Russland

Kriegsgefahr gesunken

Das Gespräch von Panmunjom weckte die Hoffnung, dass die Gefahr eines Krieges auf der koreanischen Halbinsel geringer wird. Doch wie groß sind die Chancen auf eine wirkliche Lösung der Krise? Pjöngjang lässt sich wahrscheinlich vor allem deshalb auf Gespräche mit dem Süden ein, um auf China und Russland einzuwirken, die sich den neuen beispiellos scharfen Sanktionen des UNO-Sicherheitsrates angeschlossen haben. Nordkorea will zeigen, dass es zu vernünftigem Verhalten in der Lage ist. Das könnte dazu beitragen, dass Moskau und Peking ihre Haltung ändern und die wirtschaftlichen Beziehungen zu Pjöngjang wiederbeleben.

Xinjing Bao, China

Ungewöhnliche Harmonie

Noch nie war die Kontaktaufnahme zwischen den beiden Ländern so reibungslos, ja sogar harmonisch wie diesmal. Seoul verfolgt das Ziel, dass die koreanische Halbinsel atomfrei wird. Pjöngjang möchte die Olympischen Winterspiele nutzen, um sich aus der internationalen Isolation zu befreien. Auch wenn die Gespräche keineswegs bedeuten, dass Nordkorea über einen Stopp seines Atomprogramms nachdenken würde, so werden sie dennoch positiv zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea und zur Lösung des Atomproblems beitragen.

Nihon Keizai Shimbun, Japan

Südkoreas Strategie

Die gemeinsame Erklärung nach den Verhandlungen der beiden Staaten hinterlässt den Eindruck, dass die Forderungen Nordkoreas mehr berücksichtigt wurden als die des Südens. Über die Zukunft des Atomprogramms, für das sich die internationale Gemeinschaft besonders interessiert, wurde nicht einmal gesprochen. Um keinen Abbruch des Gesprächs zu riskieren, hat Südkorea absichtlich nicht versucht das Nuklearprogramm zu thematisieren, sondern wollte lieber die Früchte ernten, die die nordkoreanische Teilnahme an den Olympischen Spielen verhießen.

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz

Propaganda-Coup?

Erst im Dezember hatte das Regime von Kim Jong-un erklärt, mit dem Test einer neuen Langstreckenrakete habe es seine Entwicklung zur Atommacht abgeschlossen. Was die politischen Konsequenzen dieses neuen Selbstverständnisses sind, ist bis jetzt unklar. Die Olympischen Spiele sind aber ein willkommenes politisches Vehikel mit gleich mehreren Möglichkeiten, ihm Ausdruck zu verleihen: Der Auftritt seiner Sportler und der Cheerleader kann ein Propaganda-Coup Nordkoreas sein, der sich in dem isolierten Land dankbar als großartige Leistung ausschlachten lässt.

Die Presse, Österreich

Kims Lebensversicherung

Pjöngjang wird auf die bewährte Taktik der Gesprächserpressung setzen, Geld und ein Ende der US-südkoreanischen Militärübungen verlangen. Zugleich ist inzwischen auch Seoul klar: Positivstes Verhandlungsergebnis wären Zeit und etwas Ruhe. Auf Atomwaffen, Kims ›Lebensversicherung‹, wird der Diktator nie verzichten. Atomare Abrüstung ist aber Washingtons Conditio sine qua non für Verhandlungen mit Nordkorea. Ganz genau beobachten deshalb die USA die Gespräche mit Seoul. Typisch Nordkorea wäre, wenn Pjöngjang mit seinem ›Friedenssignal‹ einen Keil zwischen die USA und Südkorea treiben wollte.

Birgün, Türkei

Kein Monster

Kim Jong-un ist nicht, wie uns die Trump-Anhänger weismachen wollen, ein Monster. Im Gegenteil, er hat sich von Anfang an für den Frieden eingesetzt. Doch die zunehmenden Aggressionen von Donald Trump blieben auch für Nordkorea nicht ohne Folgen. Der US-Präsident hat die Region zu einem Eskalationsgebiet gemacht. Er hofft durch Regionalkriege auf mehr Unterstützung für sein Amt und für die Interessen der USA. Um es klar zu sagen: Kim-Jong-un, der im Westen als ein Verrückter bezeichnet wird, ist eigentlich intelligenter und vernünftiger als Trump. Wenn man sich vor einem fürchten muss, dann ist es Trump.

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