Der Präsident und die Bombe

Olaf Standke über die neue Atomwaffendoktrin der USA

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Glaubt man dem Leibarzt im Weißen Haus, ist der US-Präsident körperlich und geistig in glänzender Verfassung. Kein Anzeichen für kognitive Probleme. Nicht erst das Enthüllungsbuch »Fire and Fury« hatte aber unverblümte Spekulationen über den Geisteszustand von Donald Trump provoziert. Auch wenn es um Kernwaffen geht, erinnert dieser Präsident mehr an den durchgeknallten Dr. Seltsam, der in der meisterhaften Satire von Stanley Kubrick über Kalten Krieg und Atomare Abschreckung die Bombe lieben lernte, als an einen verantwortungsbewussten Staatschef. Sogar abgebrühten Pentagon-Generälen sollen sich die Nackenhaare aufgestellt haben, als Trump bei seiner Einführung in das nukleare Pandämonium immer wieder wissen wollte, warum die USA denn keine Kernwaffen einsetzten, wenn sie schon so viele hätten. Auch sein vulgär-politischer atomarer Größenvergleich mit Lieblingsfeind Kim Kim Jong-un passt in dieses Bild. Um so lauter sollten da angesichts der angekündigten neuen Nukleardoktrin der USA die Alarmglocken schrillen. Denn da geht es etwa darum, mit taktischen »Mini-Nukes« viel flexibler zünden zu können, selbst nach konventionellen Angriffen. Aber natürlich auch präventiv. Damit würde die Hemmschwelle für einen Atomschlag dramatisch sinken. Und das bei einem Oberkommandierenden, dessen Latte in vielerlei Hinsicht sehr niedrig liegt.

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