• Kultur
  • Sexuelle Belästigung

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Wedel

Regisseur als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten / Behandlung wegen Herzproblemen

  • Lesedauer: 2 Min.

München. Nach Vorwürfen gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen angeblicher sexueller Übergriffe hat sich die Staatsanwaltschaft München eingeschaltet. Die Behörde ermittelt gegen den 75-Jährigen wegen einer möglicherweise nicht verjährten Sexualstraftat. Es liege ein Anfangsverdacht vor, sagte eine Behördensprecherin.

Ausgangspunkt für die Ermittlungen sei ein Bericht im »Zeit-Magazin«. Dort hatten am 3. Januar drei Ex-Schauspielerinnen Wedel beschuldigt, er habe sie in den 1990ern sexuell bedrängt. Eine bezichtigt ihn dabei der Vergewaltigung. Wenig später hatte die Schauspielerin Iris Berben in einem »Zeit«-Interview berichtet, Wedel habe sie Ende der 1970er Jahre am Set der Fernsehserie »Halbzeit« gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Auch dagegen hatte sich Wedel zur Wehr gesetzt. Der Beschuldigte, der mit TV-Mehrteilern wie »Der König von St. Pauli« und »Der Schattenmann« Erfolge feiern konnte, hat den Vorwürfen widersprochen.

Wedel war am Montag als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten. Nach Angaben seiner Sprecherin hat der 75-Jährige eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus. Der Regisseur schrieb in einer Erklärung, Anfeindungen gegen ihn hätten »ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten«. Er wolle die Festspiele »aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten«. Sein Stellvertreter Joern Hinkel übernimmt kommissarisch die Leitung der diesjährigen Festspiele.

Unterdessen wittert der taz-Journalist Marin Kaul eine Hetzkampagne hinter der Berichterstattung über Wedel. »#Metoo-Debatte jetzt mit deutschem Opfer: Dieter Wedel tritt als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurück«, schreibt der Reporter im Kurnachrichtendienst Twitter. Für die Wortwahl »Opfer« erntete Kaul teilweise harsche Kritik

Mit dem Hashtag Metoo machen Frauen ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung öffentlich. Den Anfang haben US-Schauspielerinnen gemacht, die mutmaßlich von dem Fimproduzenten Harvey Weinstein missbraucht wurden. Agenturen/nd

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