Polarisierende Poesie

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Kultursenator Klaus Lederer (LINKE) hat die geplante Übermalung des Gedichts »Avenidas« an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule in Hellersdorf als überzogen und absurd bezeichnet. »Ich halte den Vorwurf des Sexismus gegen den Dichter Eugen Gomringer für absurd«, sagte Lederer am Donnerstag in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses. Hochschulangehörige hatten kritisiert, in dem Gedicht würden Frauen zum Objekt männlicher Bewunderung degradiert. Der Akademische Senat der Hochschule hatte daraufhin entschieden, die Fassade zu übermalen. Er habe zwar Respekt vor der Hochschulautonomie, sagte Lederer. Doch viele Kunstwerke ließen sich unterschiedlich interpretieren. Es könne nicht jedes Werk getilgt werden, weil es ambivalent sei. Lederer sprach sich für eine gesellschaftlichen Debatte aus, auch über strukturellen Sexismus.

Die Dichterin Barbara Köhler, aktuelle Poetik-Preisträgerin der Alice-Salomon-Hochschule, verteidigte indessen im »Kölner Stadt-Anzeiger« die Entscheidung des Akademischen Senats. Nicht das Gedicht an sich sei das Problem, sondern was man von diesem Gedicht im öffentlichen Raum halte. Köhler hatte der Hochschule bereits im vergangenen November einen eigenen Text als Alternative angeboten. Im Herbst 2018 soll Köhlers Vorschlag nun im Rahmen von Renovierungsarbeiten in die Tat umgesetzt werden. Sie halte es für möglich, so die Dichterin, dass sie in ihrem Beitrag für die Hochschul-Fassade auf die Gomringer-Debatte eingehen werde. Agenturen/nd

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