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Ältere mit Bindungskraft

Statistiken zum Ergebnis der Bundestagswahl

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bundestagswahlen am 24. September haben zu beträchtlichen Verschiebungen im Parteiengefüge geführt. Erstmals zog mit der AfD eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag ein, die bisherigen Regierungsparteien CDU, CSU und SPD mussten herbe Verluste hinnehmen. Am Freitag präsentierte Bundeswahlleiter Georg Thiel die repräsentative Untersuchung seiner Behörde zum Wahlverhalten einzelner Bevölkerungsgruppen. Analysiert wurden vor allem demografische und regionale Faktoren. Wählerwanderungen und sozioökonomische Aspekte spielen dagegen keine Rolle.

Mit 21 Prozent erreichte der Anteil der über 70-Jährigen an den Wahlberechtigten einen neuen Rekordwert.

In dieser Altersgruppe ist die Bindungskraft der traditionellen Volksparteien noch am größten. CDU, CSU und SPD erzielten deutlich überdurchschnittliche Ergebnisse, alle anderen Parteien schnitten unterdurchschnittlich ab. Besonders die Grünen, unter deren Wählern nur neun Prozent zu dieser Altersgruppe gehören. Bei der Linkspartei zeigen sich in dieser Altersgruppe besonders stark die regionalen Unterschiede und somit auch historisch gewachsene Prägungen. Im Gebiet der alten Bundesrepublik gehörten nur 9,7 Prozent ihrer Wähler zu den über 70-Jährigen während es in den neuen Ländern (plus Ost-Berlin) 24,8 Prozent waren.

Auf der anderen Seite der Alterspyramide zeigt sich ein anderes Bild. Bei den Erst- und Jungwählern (bis 24 Jahre), die insgesamt acht Prozent der Wahlberechtigten ausmachten, schnitten die alten Volksparteien, aber auch die AfD, mit Werten zwischen fünf und sechs Prozent deutlich unterdurchschnittlich ab. Große Mobilisierungskraft in dieser Altersgruppe hatten die Grünen mit einem Anteil von zwölf Prozent, gefolgt von der FDP. Eine Besonderheit ist auch die relativ große Attraktivität der unter »Sonstige« aufgeführten Kleinparteien, deren Wählerschaft sich zu 15 Prozent aus Jungwählern rekrutierte. Bei der Satirepartei Die Partei betrug dieser Anteil in einigen städtischen »Hochburgen« sogar über 20 Prozent.

Bei der LINKEN zeigt sich auch bei Jungwählern ein extremer Ost-West-Unterschied, der der Partei wohl einiges Kopfzerbrechen bereiten wird. Im Westen gehörten 10,3 der LINKE-Wähler zur jüngsten Altersgruppe, im Osten dagegen nur 4,6 Prozent, in Brandenburg und Sachsen-Anhalt sogar deutlich unter vier Prozent.

Die AfD konnte weder bei Jungwählern, noch bei Senioren überproportional punkten. Umso deutlicher ist ihre Präsenz in den Altersgruppe zwischen 35 bis 59 Jahren, die insgesamt 42 Prozent der Wahlberechtigten ausmachen. Rund 52 Prozent der AfD-Wähler stammen aus dieser Generation, und zwar gleichermaßen im Osten und im Westen. Auch bei der Untersuchung des geschlechtsspezifischen Wahlverhaltens sorgt die AfD für einen signifikanten statistischen Ausreißer. 16,3 Prozent aller Männer wählten die Rechtspopulisten, aber nur 9,7 Prozent der Frauen. Auch FDP und LINKE sind eher »Männerparteien«, bei der SPD herrscht annähernd Parität, was in erster Linie auf überproportionale Stimmenverluste bei Frauen zurückzuführen ist. CDU, CSU und Grüne werden überwiegend von Frauen gewählt.

Einen Rekordwert erreichte bei diesen Wahlen das Stimmensplitting. 27,3 Prozent aller Wähler verteilten Erst- und Zweitstimme auf verschiedene Parteien. Neben bekannten »taktischen« Entscheidungen wie Zweitstimme FDP, Erstimme CDU bzw. Grüne/SPD, gab es auch rational schwer nachvollziehbares »Denkzettel-Splitting«. So wählten rund zwei Prozent aller LINKE-Wähler mit ihrer Erststimme einen AfD-Kandidaten.

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