Hinter den Kulissen der Geschichte
»Haus der Weimarer Republik« soll 2019 öffnen
Weimar. Nach dem Schrecken des Ersten Weltkrieges schrieb die kleine Thüringer Stadt Weimar Geschichte. Am 6. Februar 1919 trat dort - fernab der Hauptstadt Berlin - erstmals die neue Nationalversammlung zusammen. Weimar gab der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland ihren Namen. »Zum 100. Gründungsjubiläum 2019 soll in dem alten Theater-Kulissenhaus das ›Haus der Weimarer Republik‹ öffnen«, sagte der Geschäftsführer des Vereins Weimarer Republik, Stephan Zänker, dpa. Der Verein als Träger will vor allem multimedial die widersprüchliche Geschichte der Weimarer Republik von 1919 bis 1933 nachzeichnen. Damit soll auch die Ausstellung im Stadtmuseum mit ihren Originalzeugnissen und Dokumenten ergänzt werden.
Der Bund, das Land Thüringen, die Stadt Weimar als Bauherr und der Verein wollen mit dem Projekt die Bedeutung der Weimarer Republik, die Gründe ihres Scheiterns und die Lehren daraus besser publik machen. Der Untertitel »Forum der Demokratie« verweise auf das Anliegen, mit Workshops, Seminaren und politischen Diskussionen neben der Ausstellung breite Bevölkerungskreise anzusprechen, sagte Zänker.
Seit dem Jahr 2015 bekommt der Verein den Angaben zufolge 300 000 Euro pro Jahr vom Bundesjustizministerium zur Stärkung der Erinnerungskultur an die Weimarer Republik. Für das Jubiläumsjahr 2019 wurde das Geld auf knapp eine Million Euro aufgestockt.
»Wir wollen keine Historien-Show machen, sondern auf vielfältige Weise der Frage nachgehen: Was hat die Weimarer Republik heute mit uns zu tun?«, sagte Zänker. Als Beispiele nannte er Themen wie Geldpolitik, Schuldenkrise, Inflation, Arbeitslosigkeit, aber auch Kunst und Technik. Dabei solle es auch um aktuelle Fragen gehen: Wie kompromissfähig müssen Parteien sein, um ein Land mitzuregieren? Die SPD ringe heute damit, ob sie sich in eine Regierung einbringen solle oder nicht, sagte Zänker.
Die Forschung zur Weimarer Republik soll laut Zänker die dritte Säule des Projektes werden. »Unser Ziel ist es, die 2016 gegründete Forschungsstelle an der Universität Jena in unser Haus zu holen.« Sie wird vom Land mit 271 000 Euro gefördert. Entsprechende Räume für die Forscher seien geplant. Wann dies jedoch umgesetzt werden könne, stehe noch nicht fest.
Der Bund fördert das Bauprojekt aus dem Programm »Nationale Projekte des Städtebaus« mit drei Millionen Euro. Die Stadt Weimar steuere für den Entwurf 333 000 Euro bei, sagte Baudezernentin Claudia Kolb. Derzeit stecke die Stadt noch in der Entwurfsplanung. »Wir hoffen, im Sommer mit der Sanierung des historischen Hauses anfangen zu können, damit in einem Jahr der erste Teil eröffnet werden kann.« Clemens Wenzeslaus Coudray (1775 bis 1845) hatte das Kulissenhaus im Stil des Klassizismus entworfen. Bis Anfang 2018 hatte dort das alte Bauhaus-Museum sein provisorisches Domizil.
Das »Haus der Weimarer Republik« - nur wenige Dutzend Schritte vom Tagungsort der Nationalversammlung im Deutschen Nationaltheater entfernt - soll später durch einen Neubau ergänzt werden, sagte Kolb. Ein zeitlicher Rahmen lasse sich dafür noch nicht festlegen. Als ein Problem zeichne sich ab, dass der Baugrund dort nicht so belastbar sei wie gedacht. Deshalb könne er nicht - wie ursprünglich geplant - auf Mikropfähle gesetzt werden. Auch mögliche archäologische Funde bei der Erschließung könnten den Bau verzögern. dpa/nd
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