- Kommentare
- Rechtsterrorismus in Italien
Hat alles nix mit rechts zu tun
Nelli Tügel über den Anschlag auf schwarze Menschen in Macerata
Ein Mann schießt zwei Stunden lang gezielt auf schwarze Menschen und verletzt sechs von ihnen. Er ist bekennender Rechter. Der große Aufschrei nach diesem offenbar rassistisch motivierten Terrorakt aber blieb bislang aus. Dass der Schütze im vergangenen Jahr bei Lokalwahlen für die rechte, rassistische Partei Lega kandidiert hat? Für Lega-Chef Matteo Salvini kein Grund für Zurückhaltung. Er erklärte, wer seiner Ansicht nach die wahre Verantwortung für die Ereignisse von Macerata trage: nicht etwa der mutmaßliche, bereits geständige Täter, sondern »massenhafte« Einwanderung und diejenigen Politiker, die sie zuließen. Zwar distanzierte sich Salvini von »Selbstjustiz«, übernahm aber mit diesem Statement indirekt die Begründung des Schützen. Der will seine Tat als Rache für den Tod einer jungen Frau verstanden wissen, deren mutmaßlicher Mörder ein Einwanderer ist.
»Hat aber alles nix mit nix zu tun«, lautet ein beliebter zynischer Spruch von AfD-Politikern, wenn ihrer Ansicht nach islamistischer Terror durch beispielsweise Verweise auf den psychischen Zustand der Täter verharmlost werde. »Hat alles mit Einwanderung und nix mit Rechtsradikalismus zu tun«, scheint die Devise vieler nach Macerata zu sein. Das Wort »Terrorakt« möchte kaum jemand in den Mund nehmen. Der Täter sei verrückt, heißt es vielmehr. Gut vorstellbar, dass in den kommenden Tagen das wahlkämpfende Italien sehr viel über Migration, aber viel zu wenig über rechte Gewalt debattiert.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.