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Große Pläne für Bundesbank-Bunker

Rheinland-Pfalz: Einst lagerten in Cochems Erde 15 Milliarden D-Mark - heute ist die Anlage ein Museum und demnächst vielleicht ein »Hotel«

  • Lesedauer: 3 Min.

Cochem. Zeitreise in den Kalten Krieg: Im früheren Geheimbunker der Deutschen Bundesbank in Cochem an der Mosel (Rheinland-Pfalz) sollen künftig Übernachtungen möglich sein. Das ist der Plan der Eigentümer Petra und Manfred Reuter, die das Bauwerk in ein Museum verwandelt haben. »Schlafen im Bunker in Etagenbetten abseits von jeglichem Luxus, mit Geschichten und Betreuung vom Gästeführer und als Essen ›EPas‹ (Einmannpackungen der Bundeswehr), von 17 bis 10 Uhr für Gruppen bis 28 Personen«, erklärt Petra Reuter. Für Banken, Firmen und sonstige Gruppen könne das eine gute Teamerfahrung sein. Realistisch sei ein Start aber erst in der Saison 2019.

In dem getarnten Bunker in einem Wohngebiet hatten sich im Kalten Krieg 15 Milliarden D-Mark einer geheimen Ersatzausgabe bis unter die Decke gestapelt. Meterdicke Betonwände, stark gepanzerte Zwischentüren, Gitterboxen mit Schlössern: Hier hatte die Bundesbank ihre Notstandswährung versteckt.

Die Vorderseite der Scheine wirkt vertraut, nicht aber die Rückseite mit geometrischen Figuren und ungewohnten Farben. In einem Krieg, bei einer Hyperinflation oder einer Falschgeldflut aus dem Ostblock wollte die Bundesregierung zahlungsfähig bleiben. Seit fast zwei Jahren ist der Bunker ein Museum. Petra Reuter spricht von bislang rund 30 000 Besuchern.

Der Cochemer Stadtbürgermeister Wolfgang Lambertz ist »begeistert« von dem Bunkerprojekt. Allerdings müssten zunächst etliche Details wie Brandschutz, Fluchtwege und Denkmalschutz geklärt und genehmigt werden.

In zwei ehemals als Wohngebäude getarnten Häusern haben Petra und Manfred Reuter, die auch ein Busunternehmen führen, bereits ein Hotel mit 17 Zimmer eingerichtet. Fünf weitere sollen in einem angekauften Nachbarhaus demnächst dazukommen. Die Betreiber denken auch an Lesungen im Bunker und eine Beteiligung am Mosel Musikfestival. »Wir wollen uns kulturell öffnen«, sagt Petra Reuter.

Übernachtungen im Bunker gibt es andernorts schon: In Frauenwald im Thüringer Wald werden dreistöckige Kasernenbetten in einem einstigen Stasi-Bunker angeboten. In Kaiserslautern beherbergt ein ehemaliges königlich-bayerisches Gefängnis Gäste.

Die Bundesbank hatte sich einst für das tiefe Moseltal ganz im Westen der Bundesrepublik in der Hoffnung entschieden, dass das Versteck vor einer atomaren Druckwelle etwas besser geschützt sei. Hier kaufte sie eine ehemalige Arztpraxis plus umliegende Grundstücke am Moselhang, eine Fläche von 9000 Quadratmetern. Von 1962 bis 1964 entstanden der unterirdische Geheimbunker und ein Schulungsheim in den beiden Tarnhäusern.

1988, noch vor dem Mauerfall, wurde der Milliardenschatz mit Lastwagen abtransportiert und durch den Reißwolf gejagt. Der Bunkerexperte und Buchautor Jörg Diester vermutet, dass die gültigen DM-Bestände zu groß geworden waren, um sie noch mit 15 Milliarden Mark der sogenannten Serie BBk II austauschen zu können. Zudem seien die Anforderungen an Fälschungssicherheit gestiegen und inzwischen elektronischer Krisen-Zahlungsverkehr möglich geworden. dpa/nd

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