Werbung

Digitales Geld für Opfer von Atomtests

Marshallinseln führen Kryptowährung ein

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 2 Min.

Kleinststaaten müssen oft innovative Lösungen finden, um ihre Bevölkerung zu finanzieren. Nicht umsonst sind viele von ihnen Steuerparadiese. Die Marshallinseln im Pazifik gehen nun aber mit der Zeit und bringen im Zeitalter der Blockchain ihre eigene Kryptowährung auf den Markt. Diese soll künftig Zahlungsmittel neben dem US-Dollar sein.

Berichten zufolge erfolgt die Einführung des digitalen Geldes nach einem langwierigen Prozess und vielen Diskussionen im Land. Hilda Heine, die Präsidentin der Marshallinseln, bezeichnete die Einführung der Kryptowährung als »einen historischen Moment« für ihr Volk, das neben dem US-Dollar nun endlich auch seine eigene Währung herausgeben würde. »Es ist ein weiterer Schritt zur Manifestierung unserer nationalen Freiheit«, sagte die Politikerin. Der Inselstaat in Ozeanien ist zwar eine unabhängige Republik, aber bisher mit den USA durch ein Assoziierungsabkommen verbunden. Der Dollar war bisher einziges Zahlungsmittel.

Die Einnahmen des Sovereign, der zunächst durch eine sogenannte Initial Coin Offering (ICO) der Öffentlichkeit angeboten werden soll, werden laut Heine in Bildung sowie in die Gesundheitsversorgung derjenigen investiert, die noch immer an den Folgen der US-Atombombentests leiden. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von diesen große Teile der insgesamt rund 1200 Inseln verseucht, die im Pazifik zwischen Hawaii und Papua-Neuguinea liegen. Insgesamt 67 Atombomben warfen die USA zwischen 1946 und 1958 über den Inseln ab. Eine ganze Generation der heute rund 70 000 Einwohner sah sich mit den Folgen der radioaktiven Strahlung - mit Krebserkrankungen, Tumoren, Fehlgeburten und Missbildungen - konfrontiert. Etliche verloren ihre Heimat und mussten umsiedeln.

Die Einnahmen aus der Kryptowährung sollen außerdem für Maßnahmen im Bereich Klimawandel und erneuerbare Energie genutzt werden. Neben den Belastungen durch die Atomtests werden die Inseln zusätzlich auch noch vom Klimawandel bedroht. Durch den steigenden Meeresspiegel donnern immer größere Wellen auf die Küsten der Inseln zu, überschwemmen Regionen, versalzen Brunnen und Felder.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -