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Energie-Deal kostet Tausende Jobs

Die Konzerne E.on und RWE haben im vergangenen Jahr Milliardengewinne verbucht

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der geplante Deal zwischen den beiden Energieriesen E.on und RWE wird zum Verlust tausender Stellen führen. Ersten Berechnungen zufolge sei der Abbau von »maximal 5000 Arbeitsplätzen« zu erwarten, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom Montagabend. E.on rechne aber damit, im kommenden Jahrzehnt »tausende neue Arbeitsplätze« schaffen zu können.

Beide Konzerne sehen sich angesichts guter Jahreszahlen in einer »starken Position«. E.on machte vergangenes Jahr 1,4 Milliarden Euro Gewinn, fast 60 Prozent mehr als im Vorjahr. RWE verbuchte nach einem Milliardenverlust 2016 einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro.

Durch die Übernahme des Netz- und Vertriebsgeschäfts der RWE-Tochter Innogy erwartet E.on Kosteneinsparungen in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro jährlich ab 2022. Der Konzern verwies darauf, dass die Jobverluste weniger als sieben Prozent der dann 70 000 Beschäftigte umfassenden E.on-Belegschaft ausmachten.

Man sei optimistisch, dass man ohne betriebsbedingte Kündigungen auskomme, sagte E.on-Chef Johannes Teyssen am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit RWE in Essen. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz sagte, bei RWE werde es durch die Transaktion keinen Personalabbau geben.

Im Rahmen eines Tauschs von Vermögenswerten und Geschäftsbereichen soll der durch RWE gehaltene Innogy-Anteil von 76,8 Prozent an den Konkurrenten E.on übertragen werden. Den Innogy-Aktionären unterbreitete E.on ein Übernahmeangebot. Zudem erhält RWE knapp 17 Prozent an E.on und darf diesen Anteil nicht ausbauen oder verkaufen. Zudem übernimmt RWE den Bereich der erneuerbaren Energien von E.on.

Experten sehen trotz des Megadeals keine Gefahr einer Monopolbildung. »Die Konzentration von E.on auf Netze und Vertrieb ist unkritisch zu sehen«, sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, der »Rheinischen Post«. Die Netze seien so reguliert, dass Firmen nicht über den Preis konkurrierten. Kritischer sieht er den Machtzuwachs von RWE bei der Stromerzeugung: Als Versorger mit konventioneller und erneuerbarer Energie werde RWE in zwei Märkten an Gewicht gewinnen. E.on will sich auf die Netze konzentrieren und 80 Prozent der Erträge damit verdienen. Derzeit sind es 65 Prozent.

Der Vorsitzende des Bunds der Energieverbraucher, Aribert Peters, forderte das Bundeskartellamt dagegen auf, eine Übernahme von Innogy durch E.on zu untersagen: »Wir befürchten, dass das auch zu höheren Strompreisen für Verbraucher führt.« Für das Tauschgeschäft stehen noch Genehmigungen der Finanzaufsicht BaFin sowie von Kartellbehörden aus. Die Gewerkschaften ver.di und IG BCE hatten am Montag erklärt, sie begrüßten das Geschäft. Ob das auch nach der Ankündigung des Jobabbaus gilt, war am Dienstag nicht in Erfahrung zu bringen. Agenturen/nd

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