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17 000 suchen jedes Jahr Rat

Verbraucherzentrale im Nordosten will mehr Geld

  • Lesedauer: 3 Min.

Schwerin. Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern verlangt vom Land eine Aufstockung der jährlichen Zuschüssen um knapp ein Drittel auf 550 000 Euro. Anders lasse sich die ohnehin schon reduzierte Infrastruktur an landesweit sechs Beratungsstellen nicht aufrechterhalten, sagte Geschäftsführer Jürgen Fischer am Dienstag in Schwerin. Bislang erhalte der Verein 427 000 Euro. Kaum ein anderes Land gebe so wenig Geld für die Beratung der Verbraucher wie Mecklenburg-Vorpommern. In Nordrhein-Westfalen etwa sei die Pro-Kopf-Förderung gut sechs Mal höher.

Bis zur Insolvenz der Vorläufereinrichtung der Verbraucherzentrale 2004 habe es im Nordosten 19 ständig besetzte Anlaufstellen für Ratsuchende gegeben. »Das ist heute nicht mehr finanzierbar. Aber wir müssen wenigstens den Bestand sichern, um auch befristete Beratungsprojekte umsetzen zu können«, so Fischer.

Nach seinen Angaben können bisher nur acht der landesweit 27 Mitarbeiter in Rostock, Schwerin, Wismar, Neubrandenburg, Stralsund und Güstrow aus der Landesförderung bezahlt werden. Der Rest müsse über öffentliche Projektfinanzierungen und Beratungsgebühren aufgebracht werden. Fischer bescheinigte dem für Verbraucherschutz zuständigen Justizministerium Gesprächsbereitschaft und äußerte sich zuversichtlich, dass es für die im nächsten Jahr beginnende Förderperiode zu einer einvernehmlichen Lösung kommt.

Pro Jahr suchten etwa 17 000 Menschen Rat in einer der Verbraucherschutz-Einrichtungen im Land, sagte Fischer. Beratungen zu Lebensmitteln und Rundfunkbeiträgen seien kostenfrei. Für Leistungen in Bereichen wie Versicherung, Energie, Mieten, Altersvorsorge, Bauen oder Kreditnahme würden Gebühren zwischen fünf und 70 Euro fällig. Im Vorjahr habe die Verbraucherzentrale damit Eigenmittel von 260 000 Euro erzielt. Der Haushalt für 2018 sehe Ausgaben in Höhe von 1,35 Millionen Euro vor. Um die Unabhängigkeit der Beratung zu wahren, würden Spenden oder Zuwendungen von Unternehmen nicht angenommen.

Die meisten Anfragen kommen laut Fischer zu den Themen Finanzen, Ernährung und Energie, aber auch zu Reiserecht, Telekommunikation und Patientenrechten.

Um die entstandenen Lücken im Netz der Beratungsstellen zu überbrücken, weite die Verbraucherzentrale auch ihre Online-Anbgebote aus, sagte Fischer. So laufe seit kurzem für Menschen mit wirtschaftlichen Sorgen ein sogenannter Inkasso-Check, der schon in der ersten Woche 10 000 Zugriffe verzeichnet habe. Nutzer erhielten individualisierte Schreiben, mit denen sie dann gegenüber Inkasso-Büros aktiv werden könnten. »Es gibt Massenphänomene, auf die wir mit Hilfe technischer Lösungen effektiv regieren können«, sagte Fischer. Doch auch das sei mit Kosten verbunden. So hätten sich die Ausgaben für den Unterhalt von Technik und die Internet-Beratung seit 2013 von 500 auf 30 000 Euro im Jahr erhöht.

Die LINKE-Landtagsabgeordnete Jacqueline Bernhardt betonte zum derzeitigen Stand: »Eine flächendeckende, kontinuierliche Beratung ist mit den vom Land zur Verfügung gestellten Mittel nicht gewährleistet.« dpa/nd

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