Wegbereiter des nächsten Kalifats

Nelli Tügel über den drohenden Fall von Afrin

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

Man sei »zufrieden« mit der Entwicklung in Syrien, hieß es am vergangenen Freitag nach einem Treffen der Außenminister Russlands, Irans und der Türkei in Astana. Früh am Sonntagmorgen dann meldete der türkische Präsident Erdoğan, Afrin-Stadt sei eingenommen worden. Bilder islamistischer Freischärler und türkischer Soldaten, die kurdische Statuen niederreißen und triumphierend Flaggen hissen, folgten.

Sollte Afrin endgültig fallen, hätte dies furchtbare Konsequenzen: Erdoğan wird innenpolitisch gestärkt, in Afrin wird das türkische Militär mit seinen Verbündeten ein islamistisches Regime errichten, Anspruch auf weitere Gebiete in Nordsyrien anmelden und versuchen, in der Türkei lebende arabische Flüchtlinge umzusiedeln. Nicht nur die NATO-Partner der Türkei - darunter die deutsche und die US-Regierung - schweigen dazu. Auch Assad und seine Schutzmacht Russland haben die türkische Armee letztlich gewähren lassen. Sie alle begründen ihr Vorgehen in Syrien immerzu mit dem Kampf gegen islamistische Terroristen, für Assad und Russland das zentrale Argument, mit dem die Bomben auf Ost-Ghuta legitimiert werden sollen. Nun zeigt sich erneut: Wenn es ihren Interessen dient, akzeptieren die sonst zerstrittenen Großmächte, dass Kräfte wie die YPG/YPJ in Afrin, die ein Garant für Frauenrechte sowie Religionsfreiheit sind, vertrieben und umgebracht werden. Und der Weg frei wird für das nächste Kalifat.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und Rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal