- Kommentare
- Warnstreiks im öffentlichen Dienst
Richtig meckern
Ines Wallrodt über die Warnstreiks im öffentlichen Dienst
Wenn der öffentliche Dienst streikt, wird gern kritisiert, das treffe die Falschen. Klar, wenn Kitas geschlossen bleiben, Busse und Bahnen nicht fahren, dann leiden darunter »unbeteiligte Bürger«. Aber wie können die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die Richtigen treffen? Die Richtigen, das sind die kommunalen Arbeitgeber und die Bundesregierung. Die sind verantwortlich für zu niedrige bis beschämende Gehälter, wenn man an Pflegerinnen und Erzieherinnen denkt, für prekäre Arbeitsbedingungen, für massive Überlastung durch dauerhaft zu wenig Personal. Und denen tut es erstmal überhaupt nicht weh, wenn Anträge in den Bürgerämtern unbearbeitet bleiben oder die Mülleimer überquellen. Während Autokonzerne durch einen einzigen Streiktag Millionen verlieren, sparen sie sogar Geld.
Die Beschäftigten können trotzdem nichts anderes tun, als elementare Bereiche lahmzulegen. Denn nur so wird ihre Auseinandersetzung überhaupt bemerkt. Die »betroffenen Bürger« müssen selbst dafür sorgen, dass die Streiks die Richtigen treffen. Das heißt vor allem: nicht über die Falschen meckern. Erzieherinnen oder Busfahrer sind nicht das Problem, sondern die, die ihnen gute Löhne und Arbeitsbedingungen verweigern. Wegen Streik ausgefallene Bahnen sind nervig. Aber unter einem schlechten öffentlichen Dienst leiden alle jeden Tag im Jahr noch viel mehr.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.