Facebook-Chef entschuldigt sich für Datenmissbrauch

Justizministerin Barley fordert Erklärung von Konzernvertretern zu gigantischem Datenmissbrauch

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San Francisco. Im Skandal um den umfangreichen Datenmissbrauch für den US-Wahlkampf ringt Facebook-Chef Mark Zuckerberg um das Ansehen seines Konzerns. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu den Vorwürfen räumte Zuckerberg am Donnerstag (Ortszeit) seine persönliche Verantwortung ein. Er sei »letztlich dafür verantwortlich, was auf unserer Plattform geschieht«, schrieb er auf seiner eigenen Facebook-Seite. Sein Unternehmen habe »Fehler« begangen und einen »Vertrauensbruch« im Verhältnis zu seinen weltweit zwei Milliarden Nutzern verursacht, so der Unternehmer. Facebook wolle »aus dieser Erfahrung lernen« und sein Online-Netzwerk sicherer für die Nutzer machen.

Auch Sheryl Sandberg, Nummer zwei bei Facebook, äußerte sich: »Ich bedauere zutiefst, dass wir nicht genug dagegen unternommen haben.« Der Aktienkurs des Unternehmens war nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt gegangen, erholte sich am Mittwoch aber wieder.

Eine Entschuldigung dafür, dass Facebook-Nutzer nicht über die Datenweitergabe in Kenntnis gesetzt wurden, steht allerdings aus. Zuckerberg erklärte auch nicht, warum er fünf Tage lang schwieg. Er gab keine Begründung dafür, warum Facebook versuchte die Veröffentlichung der Recherchen von »New York Times« und dem »Guardian« zu verhindern. Darauf wies der Social-Media-Experte Martin Giesler in einer Reaktion am Donnerstag hin.

Der Facebook-Chef habe nicht erklärt, warum das Unternehmen nicht konsequenter geprüft habe, ob Cambridge Analytica die Daten tatsächlich gelöscht habe. Facebook habe bei den US-Ermittlungen zu etwaigen Wahlmanipulationen nicht auf die Weitergabe von US-Nutzerprofilen an Cambridge Analytica hingewiesen. Auch habe Zuckerberg nicht gesagt, ob Facebook nun sein Geschäftsmodell – das Sammeln und Verkaufen von Nutzerdaten – ändern würde.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte. Die Firma soll im US-Wahlkampf dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook Anhänger des heutigen Präsidenten Donald Trump zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.

Justiz- und Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) kündigte unterdessen an, Vertreter des Unternehmens in ihr Ministerium zu laden, um eine Erklärung zu erzwingen. »Das europäische Facebook-Management muss zu diesem Skandal umfassend gegenüber der Bundesregierung Stellung beziehen«, erklärte sie in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Es sei nicht hinnehmbar, dass Nutzer in sozialen Netzwerken »gegen ihren Willen ausgeleuchtet werden, um sie ganz gezielt mit Wahlwerbung oder Hass gegen den politischen Gegner zu bombardieren«. »Solche Wahlkampfmethoden sind eine Gefahr für die Demokratie«, so die Ministerin. Hier müssten klare Regeln gelten. Agenturen/nd

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