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- Führungsstreit in der LINKEN
Die Partei ist nicht der verlängerte Arm der Fraktionschefin
Leander Sukov meint, Sahra Wagenknecht sollte nicht mehr in der ersten Reihe der LINKEN stehen
Der Krug geht zum Brunnen – bis er bricht. Oder: Irgendwann kommt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das ist auch in der Politik so. Man kann Alleingänge machen, an allen Gremien vorbei, aber nicht ständig, nicht ausschließlich und nicht in einer Art und Weise wie jene, die Sahra Wagenknecht für angebracht hält.
Die Besetzung des Fraktionsvorstandes nach ihrem Gutdünken hat sie zustande gebracht, in dem sie ihre eigene Person in die Waagschale geworfen hat. Man kann auch sagen: Sie hat die Fraktion erpresst. Aber sie spricht nicht mit dem so auf Linie gebrachten Stimmvieh. Vielleicht, weil sich die Fraktion hat erpressen lassen.
Ständig versucht sie, eine Nebenregierung zum Parteivorstand zu bilden. Mit welcher demokratischen Legitimation? Was berechtigt die gewählte Fraktionsvorsitzende, die Spitzenkandidatin der LINKEN bei der Bundestagswahl stets außerhalb der Partei zu agieren und nicht innerhalb? Warum scheut sie die Diskussion in den Gremien, ja sogar in der eigenen Fraktion? Welch ein politischer Ansatz soll das sein und worauf läuft dieser Ansatz hinaus, wenn nicht darauf, dass man ihr zu folgen hätte.
So geht es nicht weiter. Das System einer Dirigentin mit dem Orchester DIE LINKE eignet sich nicht für diese Partei. Es eignet sich nur in Konzertsälen. In Plenarsälen ist es ebenso unangebracht, wie beim großen Konzert der Meinungen in der LINKEN. Das muss also aufhören. Wenn man aber auf die vergangenen Monate, ja Jahre, zurückblickt, dann vermag zumindest ich nur zu konstatieren: Aufhören wird dieser autistische und zugleich autoritäre Politikansatz nur dann, wenn die Akteurin nicht mehr in der ersten Reihe steht.
Der Parteitag steht bevor und es muss auf ihm deutlich werden, dass Sahra Wagenknecht nicht die Partei vertritt. Was für den Parteitag gilt, wäre allerdings auch der Fraktion im Reichstagsgebäude geraten. Es gibt andere rhetorisch begabte, inhaltlich feste und allseits gebildete Sozialistinnen, die Sahra Wagenknecht nachfolgen könnten – und zugleich mit ihren Genossinnen und Genossen in der Fraktion und der Partei diskutieren würden, bevor sie die Presse als Peitsche für die Partei bemühen.
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