Solarworld ist wieder insolvent

600 Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft

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Bonn. Die Hoffnung der Beschäftigten von Solarworld auf einen erfolgreichen Neustart sind schnell geplatzt. Nur acht Monate nach dem harten Neubeginn in einer ersten Insolvenz ist Deutschlands letzter großer Solarzellenhersteller erneut pleite. Ein Unternehmenssprecher bestätigte am Mittwoch, dass beim Bonner Amtsgericht ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Betroffen sind rund 600 Mitarbeiter, die meisten im sächsischen Freiberg. Nach Angaben der IG Metall müssen auch etwa 200 Angestellte im thüringischen Arnstadt um ihre Zukunft bangen. In der Bonner Solarworld-Verwaltung seien es noch etwa 45 Beschäftigte.

Solarworld hatte bereits im vergangenen Mai unter dem Druck der China-Konkurrenz Insolvenz anmelden müssen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten noch gut 3000 Menschen in dem Unternehmen, das einst als Vorzeigebetrieb der deutschen Energiewende galt und von vielen umweltbewegten Privatinvestoren unterstützt wurde. Firmengründer Frank Asbeck hatte 2017 mit eigenem Geld und finanzieller Unterstützung aus Katar die deutschen Werke aus der Insolvenz übernommen.

Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Bonner Insolvenzanwalt Christoph Niering vom Gericht bestellt. Er muss nun entscheiden, ob die Produktion vorläufig weitergeht. Dafür ist eine positive Perspektive für die Fortführung des Betriebs erforderlich. Aktuell produziert Solarworld nach Einschätzung von Branchenkennern mit roten Zahlen und eine Wende sei vorläufig nicht absehbar. Das Unternehmen leidet unter den extrem niedrigen Preisen der chinesischen Konkurrenz für Solarmodule. Seine Zellen gelten als qualitativ hochwertig, aber auch teurer als im Marktschnitt. Zusätzlich belastet wurde der Solarworld-Neustart durch neue US-Importzölle.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee zeigte sich enttäuscht: »Die Hoffnung schwindet, dass die Herstellung von Solarzellen und -modulen in Deutschland überhaupt noch wirtschaftlich betrieben werden kann.« Der SPD-Politiker forderte das Unternehmen auf, den Beschäftigten trotz der wirtschaftlichen Schieflage ihre Löhne zu zahlen. So kurz vor Ostern wäre es nicht hinnehmbar, dass die Zahlungen gestoppt würden. dpa/nd

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