Wo es stinkt und Schimmel blüht

Mecklenburg-Vorpommern: Erhebliche Hygienemängel an zahlreichen Schulen festgestellt

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

»Hier stinkt’s wie auf ’nem Bahnhofsklo« war noch vor Jahren ein geflügeltes Wort, um Unmut über üble Gerüche loszuwerden. Mittlerweile aber finden Zugreisende auf ihren Stationen zumeist recht saubere Erleichterungsstätten vor. Der altvertraute Stinke-Spruch lässt sich heutzutage eher auf Schultoiletten anwenden. So etwa in Mecklenburg-Vorpommern, wo Gesundheitsämter im vergangenen Jahr die hygienischen Zustände in 129 allgemein- und berufsbildenden Schulen kontrollierten und in 93 von ihnen teils erhebliche Mängel feststellen mussten.

Bekannt wurden diese Zahlen jetzt durch die Antwort der SPD/CDU-Landesregierung auf eine Anfrage der LINKEN-Fraktionschefin im Landtag, Simone Oldenburg. »Nur jede fünfte Schule ist untersucht worden«, bedauert sie. Von den Berufsschulen sei es jede zweite gewesen. Doch auch diese Überprüfung hat deutlich gemacht, welch dringender Sanierungsbedarf offensichtlich besteht.

Es sind nicht allein schmuddelige, übel riechende Klos, die den Prüfern aufgefallen sind, sondern auch gesundheitsgefährdende Mängel. Schimmelpilzbefall beispielsweise in einer Schulsporthalle und in einer Dusche. Und auch Legionellen - diese nicht zu unterschätzenden Bakterien können Krankheiten bis hin zu einer schweren Lungenentzündung verursachen. In den betroffenen Schulen wurden die bedrohlichen Erreger inzwischen durch gezielte Spülungen beseitigt.

Aus dem Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit hat Simone Oldenburg eine Auflistung bekommen, aus der hervorgeht, in welchen Städten und Landkreisen wie viele Schulen untersucht und welche Mängel dort registriert worden sind. So hat beispielsweise in Rostock keine der 19 überprüften Schulen den Hygienetest bestanden. Es werde dort zu wenig gelüftet, die Toiletten seien schmutzig, auch gebe es »Schädlingsbefall«, so lässt sich das schlechte Zeugnis für den Bereich der Hansestadt zusammenfassen. Allerdings: Welche Art von Schädlingen aufgespürt wurde, verschweigt das ministerielle Schreiben.

Von kaputten Tischen im Biologieraum über schlechte Reinigung der Sanitärbereiche, unsaubere Wischmops und verkalkte Wasserhähne bis hin zum defekten Handwaschmittelspender reicht das umfangreiche Register der Hygienesünden in Mecklenburg-Vorpommerns Schulen.

Unangenehm aufgefallen war es den Mitarbeitern der Gesundheitsämter auch, dass Lehrer und Schüler an manchen Schulen Seife zum Händewaschen von zu Hause mitbringen mussten und dass eine Schulküche auch vom örtlichen Sportverein mit benutzt wurde. Allein Schwerin kommt ohne Beanstandung davon - aber dort wurde 2017 auch nur eine einzige allgemeinbildende Schule kontrolliert.

Bauliche Mängel, so stellte LINKE-Fraktionschefin Oldenburg fest, begünstigen derartige Mängel im Bereich der Hygiene. Der schlechte Zustand so manches Schulgebäudes macht auch dem Landeselternrat Sorgen. Er fordert deshalb höhere Investitionen in diesem Bereich. Auch mehr Reinigungspersonal möge sich um die Sauberkeit in den Schulen kümmern, wünschen sich Mütter und Väter.

Womöglich bringt das 100 Millionen Euro starke Schulbau- und Sanierungsprogramm Abhilfe, das Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) im September 2017 angekündigt hatte. »Wir wollen, dass unsere Kinder in den Schulen beste Bedingungen vorfinden«, sagte die Regierungschefin seinerzeit. Und dazu dürften auch Toiletten gehören, die sich gut sauber halten lassen und nicht mehr als Vergleich für irgendwelche Stinkbuden herhalten müssen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal