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Söders Populismus
Jürgen Amendt über Deutschklassen für Zuwandererkinder
Früher, also ganz früher, als Franz-Josef Strauß noch Ministerpräsident war, die katholische Kirche den Wertekanon bestimmte und die CSU unter »die Partei« bekannt war, da lernten Kinder in den bayerischen Grundschulen den Text der Bayernhymne auswendig. Und dass vor Beginn des Unterrichts gebetet wurde (nach katholischem Ritus!) war so selbstverständlich wie der Umstand, dass auf den Volksfesten das Bier stets frisch gezapft aus dem Hahn floss. Migrantenkinder wurden zu dieser Zeit in Extraklassen auf diese harte Wirklichkeit vorbereitet.
Wenn der frisch gekrönte Ministerpräsident Markus Söder verkündet, dass in Bayerns Schulen Kinder aus Zuwandererfamilien wieder in gesonderten Klassen unterrichtet werden sollen, dann erinnert das an diese Zeiten. Es wäre aber verfehlt, dieses Vorhaben als folkloristischen Unsinn abzutun. Ganztagsklassen mit kleinerer Klassenstärke, in denen Migrantenkinder intensiv Deutsch lernen können, sind richtig. Zuwandererkindern in solchen separaten Klassen, wie Söder es will, gleichzeitig Wertekunde zu vermitteln, führt jedoch zum Gegenteil von Integration. Noch dazu, wenn dies mit Verweis auf einen ominösen christlich-abendländischen Wertekanon mit »jüdischen und humanistischen Wurzeln« (Söder) geschieht. Werte lassen sich nur gemeinsam erlernen.
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