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Stellvertreterkrieg
Ralf Klingsieck über die andauernde Räumung in Notre-Dame-des-Landes
Während in Frankreich abwechselnd die Piloten und Eisenbahner streiken und Studenten Universitäten blockieren, greift auf den Feldern um Notre-Dame-des-Landes ein anderer Konflikt um sich, der Präsident Emmanuel Macron Sorgen bereiten dürfte. Die jungen Leute, die die Felder, auf denen nun doch kein Flughafen gebaut wird, für biologische Landwirtschaft und alternativ-ökonomische Projekte nutzen wollen, liefern sich einen ungleichen Kampf mit 2500 hochgerüsteten Polizisten. Der kann noch Tage dauern, denn Innenminister Gérard Collomb, ein Hardliner aus dem engsten Kreis um Macron, will nicht eher haltmachen, als bis das letzte Haus dem Boden gleichgemacht ist.
Da unterschätzt er aber den Widerstandswillen der Bewohner. Doch vor allem nährt solch ein Vorgehen die Überzeugung, dass Macron und seine Regierung auf Neoliberalismus setzen und vor dem immer dringender werdenden Thema nachhaltige Wirtschaft Augen und Ohren verschließen. Wenn Macron hier nicht die Kurve kriegt und Dialogbereitschaft zeigt, hat er dort bald einen an Bürgerkrieg erinnernden Brandherd. Dieser droht dann immer mehr extreme und gewaltbereite Kräfte aus dem ganzen Land anzuziehen, die einen »Stellvertreterkrieg« mit dem verhassten Staat und seinen Sicherheitskräften ausfechten wollen.
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