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Eine Frage der Vernunft
Roland Etzel vermisst ein klares Wort Berlins zur Krise um Syrien
Es gibt sie, die Stimmen der Vernunft im Fall Syrien. Und sie nehmen gerade im bürgerlich-konservativen Lager zu. Immer mehr rückt ins Bewusstsein, dass verantwortungslose politische Kraftmeierei eines zu Hause in Bedrängnis geratenen Präsidenten einen vielleicht nicht mehr beherrschbaren Konflikt zu entfesseln droht. Auch weil die Erkenntnis wächst, dass es bei dem aktuellen, bis jetzt rein verbalen Kräftemessen kaum noch um Syrien geht - wenn es jemals zuerst darum ging. Trumps überdeutliche antirussische Note lässt da wenig Zweifel.
Mag sein, dass ihm das einige der NATO-Falken sogar verübeln, zeigt es doch die Scheinheiligkeit der Behauptung, die Menschenrechte in Syrien mittels Raketen zu verteidigen. Die Befürworter einer Politik des Interessenausgleichs hat es gewiss gestärkt.
Bei der Bundesregierung scheint diese Botschaft allerdings unwillkommen zu sein. Genügt es ihr nicht als Alarmzeichen, dass Trump die Beziehungen zu Moskau ohne einen Anflug des Bedauerns als »schlimmer als zur Zeit des Kalten Krieges« bezeichnet hat? Worauf warten Merkel und Maas, als Repräsentanten einer EU-Führungsmacht auch im ganz eigenen Interesse zur Mäßigung aufzurufen? Die Äußerung des Außenministers, »wenn man den Druck auf Russland aufrecht erhalten will, dann können die westlichen Partner jetzt nicht auseinander laufen«, lässt eher darauf schließen, dass man sich dem Abenteurerkurs Trumps zu beugen gedenkt.
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