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  • Nach Übergriff in Gladbach-Sonderzug

Fan-Frauen fordern Konzept gegen sexualisierte Gewalt

Netzwerk F_in: Vorfall in Gladbach-Sonderzug kein Einzelfall

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Ein sexueller Übergriff in einem Sonderzug von Fans des Fußballclubs Borussia Mönchengladbach hat eine neue Debatte über die Rolle von Frauen in Fußballstadien ausgelöst. Das Netzwerk »F_in – Frauen im Fußball« forderte am Donnerstag »ein klares Konzept gegen sexualisierte Gewalt«.

Mit »großer Anteilnahme, Betroffenheit und Wut« haben die Mitglieder des Netzwerks auf den Vorfall am vergangenen Wochenende reagiert. Eine 19-Jährige wurde auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel beim FC Bayern München am Samstag auf einer Zugtoilette des Gladbacher Sonderzuges sexuell missbraucht, wie der Verein selbst am Sonntag mitteilte.

»Das ist ein entsetzlicher Vorfall, den wir natürlich verurteilen. Wir hoffen, dass der Täter ermittelt und zur Rechenschaft gezogen wird. Es ist eine Schande, dass Borussia mit einer solchen Tat in Verbindung gebracht wird«, erklärte Vereinsgeschäftsführer Stephan Schippers.

F_in weist darauf hin, dass es sich bei der Tat nicht um einen Einzelfall handelt. Es sei falsch von einer einmaligen »Schande« oder von plötzlichem »Sittenverfall« zu sprechen, heißt es im Facebook-Post des Netzwerks. »Tatsächlich ist allein schon in der Fanszene von Borussia Mönchengladbach vor nicht einmal zwei Monaten ein anderer Vorfall bekannt geworden, bei dem ein Mann eine Frau auf einer Auswärtsfahrt sexuell belästigt, beleidigt und genötigt haben soll. Hier solidarisierten sich mehrere hundert Fans mit dem Täter.« Es sei an der Zeit, »endlich anzuerkennen, dass sexualisierte Gewalt gegen Frauen auch im Fußballkontext stattfindet und Sexismus sogar für viele zu ihrer Art von ‘Fankultur’ gehört«, so F_in.

Frauen erfahren demnach beim Fußball auf vielfältige Weise Diskriminierung und Sexismus. »Es fängt damit an, aufgrund des Geschlechts nicht ernst genommen zu werden, geht über sexistische Beleidigungen, Gesänge, Spruchbänder, Werbung und Ausschlüsse bis hin zu ‘nur lustig’ oder gar ‘nett gemeinten’ Anmachen und schließlich sexuellen Übergriffen«, schreibt F_in. Doch nicht nur das. Kritik an diesen Zuständen werde von Organisationen, Fans und Vereinen ignoriert. Daher brauche es »ein klares Konzept dazu, wie sich alle involvierten Institutionen unmittelbar und mittelbar verhalten können«, so F_in. Gemeint sind auch Anlaufstellen bei Vereinen, Verbänden und Fanprojekten.

Das internationale Netzwerk F_in ist seit 2004 aktiv. Weibliche Fußballfans, Fanprojektmitarbeiterinnen, Fußballspielerinnen und Journalistinnen engagieren sich darin gegen jegliche Art der Ausgrenzung und sexualisierte Gewalt im Fußball. kah

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