Späte Anerkennung

Johanna Treblin über rechtsmotivierte Morde

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 1 Min.

1992, 1994, 1997, 1999, 2000 und 2001. Sieben Morde wurden in den genannten Jahren verübt, die erst jetzt dem rechten Spektrum zugeordnet wurden. Im Fall des Obdachlosen Günter Schwannecke dauerte es 26 Jahre, bis auch von offizieller Seite anerkannt wurde, dass es einen Zusammenhang zwischen der rechten Gesinnung der Täter und der Tat gab. Auch die übrigen Taten liegen mindestens 17 Jahre zurück.

Beim Mord an Dieter Eich spielte zwar den Forschern zufolge die »Gruppendynamik« eine besondere Rolle. Doch hätten die Täter ihn nicht als »Asozialen« angesehen, wäre er gar nicht in ihr Blickfeld gerückt. Es sollen Sätze gefallen sein wie, man »täte etwas für das Volk«, wenn man ihn sich mal vorknöpfe.

Neonazis, aber auch rechtsextreme Vertreter der AfD, versuchen aktuell immer wieder, einen Unterschied zu machen zwischen ausländischen und deutschen Obdachlosen. Weil immer mehr wohnungslose EU-Bürger nach Berlin kämen, litten darunter deutsche Obdachlose. Doch tatsächlich teilen Menschen mit rechtsextremer Gesinnung Menschen in »wertes« und »unwertes« Leben ein. Obdachlose Alkoholkranke gehören in letztere Kategorie.

Dieses Motiv wird in Mordermittlungen häufig zu wenig beachtet. Doch es muss gelten: Sobald jemand ein rechtes Motiv vermutet, muss dem nachgegangen werden. Bis das Ergebnis eindeutig ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal