Römische Tragödie – zweiter Akt

Nelli Tügel über das Scheitern der Regierungsbildung in Italien

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 1 Min.

Darüber, dass die Bildung einer Regierung aus rechtsradikaler Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung gescheitert ist, kann man nicht betrübt sein. Eigentlich. Doch so schwach, wie Italiens Linke aufgestellt ist, so arrogant und unsozial, wie die EU gegenüber dem Land agiert, stehen die Sterne günstig für die Lega.

Diese darf sich Hoffnungen machen, bei Neuwahlen noch stärker abzuschneiden. Einige vermuten gar, aus diesem Grund habe Matteo Salvinis Truppe die Regierungsbildung absichtlich hintertrieben.

Den Interessen der Lega entsprechen Neuwahlen jedenfalls, denn sie ist im Aufwind.
Aber auch in Brüssel dürften viele aufgeatmet haben. In den vergangenen Wochen hatte sich dort Unruhe breitgemacht.

Nicht, weil beinharte Rassisten mit einem Massenabschiebeprogramm in die Regierung drängten. Sondern, weil dieses Regierungsprogramm auch vorsah, die Stabilitätskriterien der EU zugunsten höherer Staatsausgaben zu umgehen.

Darin, wie in Brüssel, Paris und Berlin die nun gescheiterte italienische Regierungsbildung verhandelt wurde, offenbarte sich das ganze Drama der real existierenden EU. Festung Europa? Kein Problem. Staatsausgaben, die Maastricht gefährden: Katastrophe! Geht das so weiter, wird die Erleichterung nicht lang anhalten. Denn dann werden die Rechten weiter wachsen.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.