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Kohle statt Smartphones

Nicolas Šustr über das Angebot für Beschäftigte der BVG

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich will lieber das Geld« kommentiert ein Beschäftigter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), nachdem er vom großzügigen Angebot des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Berlin (KAV) in der laufenden Tarifrunde erfährt. Jeder BVG-Mitarbeiter soll ein Smartphone bekommen, das auch privat genutzt werden kann. Zusammen mit der tatsächlich angebotenen Lohnerhöhung errechnet die KAV so ein Plus von drei Prozent für die Beschäftigten. »Damit unterstreichen die Arbeitgeber nachdrücklich ihre Wertschätzung der Arbeit der Mitarbeiter und berücksichtigen deren private Lebensbedürfnisse«, heißt es weiter in der Mitteilung.

Die Tarifkommission hat - wenig überraschend - diesen Vorschlag »einstimmig als skandalös und vollkommen unzureichend abgelehnt«, heißt es bei ver.di. Die BVG-Beschäftigten wollen mehr Lohn und weniger Überstunden. Ohne eine deutliche Erhöhung der in den Sparjahren radikal eingedampften Bezahlung wird es für die Jobs im Schichtdienst nicht genug qualifizierte Bewerber geben.

Warum nicht einfach auf die eigentlich recht moderate Forderung der Gewerkschaft ver.di eingegangen wird - 100 Euro mehr für jeden monatlich - ist schleierhaft, allerdings typisch für das Landesunternehmen. Trotz bestehender Personalnot akzeptierte die BVG jahrelang nur Kandidaten zur Fahrerausbildung, die einen Gutschein vom Jobcenter hatten. Wer den nicht hatte, wurde gar nicht erst angenommen. Die vermittelten Kandidaten suchten jedoch auch häufig schnell wieder das Weite. Die Ausbildungsgutscheine gibt es nicht mehr. »Zum Glück«, sagen Beschäftigte. »Endlich haben wieder motivierte Bewerber eine Chance.«

Und dass vom Arbeitgeber verschenkte Telefone vor allem ihm selbst dienen, um zum Beispiel seine Dienstpläne digital auszuspielen und außerdem Beschäftigten außerhalb der Dienstzeiten mit Arbeitsangeboten zu beglücken, ist inzwischen allgemein bekannt. Wertschätzung sieht anders aus.

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