Taser können tödlich sein

Martin Kröger kritisiert, wie der Vorfall im Berliner Dom benutzt wird

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Ermittlungen liefen am Montag weiter. Dabei sollen Kripo-Beamte aufklären, warum am Sonntag ein Mann mit einem Messer im Berliner Dom Menschen bedrohte und warum einer der herbeigerufenen Polizisten seine Schusswaffe einsetzte. Solange die Sachlage nicht klar ist, sollte man sich mit Bewertungen dazu tunlichst zurückhalten - so möchte man meinen.

Derlei Zurückhaltung gilt nicht für Boulevardzeitungen wie die »BZ«, deren Polizeiexperte den Vorfall im Berliner Dom sogar dafür instrumentalisierte, die Bewaffnung aller Polizisten mit Tasern zu fordern. Dass die Berliner Polizisten mit potenziell tödlichen Elektroschockern unterwegs sind, ist schon länger ein Traum von Law-and-Order-Befürwortern.

Ob das zusätzliche Einsatzmittel Vorteile birgt, ist indes umstritten. Fakt ist: Die sogenannten »Distanz-Elektroimpulsgeräte« sind alles andere als harmlos. In den USA, wo die Elektroschocker als Dienstwaffen geführt werden, starben in den vergangenen Jahrzehnten viele Menschen an den Folgen der Elektroschockwaffen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die die Zahlen dokumentierte, forderte deshalb, den Einsatz auf lebensbedrohliche Situationen zu beschränken. Rechtlich dürfen Taser in Deutschland sowieso nur eingesetzt werden, wenn auch der Schusswaffeneinsatz erlaubt ist.

Wie schwierig der Umgang mit den Elektroschockern ist, zeigt der Einsatz der Waffen beim Spezialeinsatzkommando. Selbst die Elitepolizisten hatten zu Beginn große Mühe, mit den Schockern umzugehen. Ob sich Streifenpolizisten ähnlich schwertun, wird gerade in einem mehrjährigen Testlauf überprüft.

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